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Ausbildung zur und Bildung in der Mediation

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Die Ausführungen zur Ausbildung nehmen im Wiki einen großen Raum ein. Beachten Sie deshalb bitte auch:

Ausbildung


Ausbildung bezeichnet die Gesamtheit aller Lehrmaßnahmen, die dazu führen, dass der oder die Ausgebildete eine bestimmte Qualifikation erlangt. Bildung hingegen ist ein Begriff, der nicht eindeutig definiert wird. In einem modernen Verständnis wird darunter die freie Entfaltung aller dem einzelnen Menschen innewohnenden Fähigkeiten, Talente und Anlagen im Sinne umfassendster individueller Persönlichkeitsentfaltung verstanden.1 Diese Konnotation des Begriffs legt es geradzu nahe, die Ausbildung zur Mediation als einen Teil der Bildung anzusehen. Denn immerhin ist die Mediation auch eine Ausprägung der sozialen Kompetenz2 nicht nur des Mediators. Auch hat die Bildung Einfluss auf die Bereitschaft, die Mediation als ein Verhandlungsmodell dem Streit vorzuziehen.3 Vor diesem Hintergrund legt Wiki to Yes alles offen, was Sie über die Ausbildung zur und die Bildung in und durch die Mediation wissen müssen. Die Bedeutung der Ausbildung und ihre rechtliche Einordnung wurde im Mediationshandbuch geschildert. Hier geht es um die Fragen zur Verwirklichung einer Mediationsausbildung.4

Kriterien der Mediationsausbildung

Die Ausbildung in Mediation soll die Fähigkeiten vermitteln, die zur Durchführung des Verfahrens und zur Ausübung des Mediatorenberufs erforderlich sind. Welche Fähigkeiten sind das und wie lassen sie sich ausprägen? Die Antwort auf diese Frage ergeben die folgenden Kriterien und Merkmale, die eine Mediationsausbildung ausmachen:

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Qualität

Wenn von der Qualität der Mediation die Rede ist, kommt die Mediationspolitik schnell auf die Ausbildung zu sprechen. Die Ausbildung soll die Qualität sichern. Wie aber kann sie das, solange es für die Durchführung der Mediation selbst keine Standards gibt?5 Natürlich muss eine Ausbildung zur Mediation auch die professionelle, rechtssichere Durchführung der Mediation beschreiben können. Dafür ist eine Auseinandersetzung mit der Qualität der Dienstleistung zwingend erforderlich. Die Regel lautet:

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Mithin bedarf es einer Unterscheidung zwischen der Qualität der Dienstleistung Mediation und der Qualität der Ausbildung. Die eine Qualität orientiert sich an der anderen. Wiki to Yes unterscheidet strikt zwischen den beiden unterschiedlichen Qualitäten, die ebenso unterschiedliche Anforderungen zu erfüllen haben. Um die Qualität der Mediationsdurchführung festzulegen, bedarf es der darauf bezogenen Standards. Sie müssen sich an Regeln. der Kunst orientieren, damit sie nicht willkürlich erscheinen und auch von der Rechtsprechung beachtet werden.6 Die Qualität der Ausbildung geht über die von dem Anforderungsprofil der Stiftung Warentest herausgearbeiteten Kriterien hinaus.7 Sie befasst sich mit der Frage, wie die jeweilige Ausbildung die hier vorgestellten (erforderlichen) Kriterien einer Mediationsausbildung erfüllt und wird in einem separaten Beitrag erörtert.

Auseinandersetzung mit der Ausbildungsqualität Auseinandersetzung mit der Mediationsqualität

Kompetenz

Das Anforderungsprofil der Stiftung Warentest führte aus, dass eine Mediationsausbildung sowohl ein mediationsbezogenes Fachwissen als auch persönliche und kommunikative Kompetenzen als sogenannte Soft Skills vermitteln sollte. Die Unterrichtszeit sollte sich zu 55 Prozent dem fachlichen Know-how widmen und zu 45 Prozent für die Soft Skills verwendet werden.8 Den Soft Skills wird also ein dem Fachwissen in etwa ebenbürtiger Raum eingerichtet. Der aus dem Englischen stammende Begriff spricht die "weichen Fähigkeiten" an. Damit werden die auf die Person, nicht auf das Fachwissen zurückzuführenden Fähigkeiten beschrieben. Angesprochen werden persönliche, soziale und methodische Kompetenzen. Soft Skills werden auch als überfachliche Qualifikation bezeichnet, wodurch sie sich zu den Hard Skills, also den fachlichen Fähigkeiten abgrenzen.

Das Mediationsgesetz erwartet übrigens lediglich eine Sachkunde, die sich aus Wissen und Erfahrung zusammensetzt. Die Ausbildungevsrordnung soll allerdings die Kernkompetenz des weiblichen oder männlichen Mediators abbilden. Genügt die nicht näher beschriebene persönliche und kommunikative Kompetenz, um eine Mediationskompetenz zu erlangen?

Es bedarf sicherlich keiner Diskussion, dass die Fähigkeit, ein nettes Setting zu bereiten und empathisch zuhören zu können, nicht genügen, um die Kompetenz des Mediators zu beschreiben. Eine Verhandlung wird nicht dadurch zur Mediation, dass sich jemand neutral verhält und "mediativ" zuhört. Das wird oft verwechselt. Die Mindestanforderung an eine Mediationskompetenz besteht sicher darin, eine Mediation durchführen zu können. Also orientiert sich die auszubildende Kompetenz an dem, was dazu nötig ist. Die Mediation ist ein Verfahren der Verstehensvermittlung. Mithin ist das Verstehenkönnen die wichtigste Kompetenz des Mediators.

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Kompetenzmerkmale der Verstehensvermittlung

Verstehenskompetenz
Wenn die Mediation eine Vermittlung ist, bildet das Verstehen ihr zentrales Leistungsmerkmal. Das Verstehen erstreckt sich auf alle Intelligenzzentren. Es genügt also nicht, das Gesagte logisch nachzuvollziehen. Intelligenz hat eine rationale, eine emotionale und eine Wertedimension.9 Der Mediator muss auf allen Ebenen kommunizieren können. Der Grundsatz lautet: Je mehr der Mediator versteht, umso mehr kann er das Verstehen vermitteln. Der Verstehensbedarf konzentriert sich nicht nur auf die Parteien und den Fall. Damit der Mediator die Mediation zur Wirkung bringen kann muss er auch deren Mechanismen verstehen.

Vermittlungskompetenz
Es genügt nicht, nur EINE Partei zu verstehen. Der Mediator muss ALLE Parteien verstehen. Nur so kann er die Wahrnehmung und das Gesagte in eine Sprache übersetzen, die auch der Gegner versteht. Die Verstehensvermittlung knüpft an Gemeinsamkeiten an, nicht an den Streit.


Die isolierte Fähigkeit alles und jeden zu verstehen, macht die Kompetenz des Mediators noch nicht zu einer mediativen Kompetenz. Die mediative Verstehensvermittlung setzt voraus, dass die Verstehensprozess im Format des mediativen Kognitionsprozesses eingebunden wird. Um den Erkenntnisprozess zu realisieren, muss der Mediator nicht nur die Elemente der Mediation, die Grundsätze und ihren Ablauf kennen. Er muss auch wissen, wie die Elemente zusammenspielen, sodass sie den hinter der Mediation verborgenen Erkenntnisprozess ermöglichen.

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Kompetenzmerkmale der Erkenntnisgewinnung

Verifikationskompetenz
Die Mediation ist ein Prozess der Informationsverarbeitung und der Erkenntnisgewinnung. Deshalb kommt es entscheidend darauf an, dass der Mediator die Informationen korrekt einschätzt und einordnet. Zu dem Zweck hat er den Gedankenaustausch zu qualifizieren, damit die Parteien den Informationsbedarf erkennen können. Das gelingt, indem er die Qualität der Information wertfrei erfasst und ihre Stimmigkeit hinterfragt. Sein Denken ist kleinschrittig. Die Metaebene macht diese Auseinandersetzung möglich. Sie wird durch den Mediator abgebildet. Sie ist allen Gedanken und Wahrnehmungen zugänglich. Ihre Wertefreiheit erlaubt es, die Gedanken zu justieren.

Dimensionierungskompetenz
Die Mediation kann mit der Komplexität umgehen. Die Dimensionierungskompetenz ist dafür eine wichtige Fähigkeit. Die Dimensionierung ist ihr Werkzeug. Gemeint ist das gedankliche Ordnen, das aus dem Chaos des Konfliktes herausführen soll. Nun sind es die Parteien, die eine Lösung finden sollen, also müssen SIE denken, nicht der Mediator. Was der Mediator allerdings zu tun hat ist, die Gedanken der Parteien zu verdeutlichen und Ihnen zu ermöglichen, die Gedanken in eine Ordnung zu bringen. Er kennt den hinter der Mediation laufenden Kognitionsprozess und weiß, wie er umzusetzen ist. Methodisch bewältigt er das Informationsmanagement mit dem Dimensionieren.

Komplexitätsbewältigungskompetenz
Die Mediation geht von voll informierten "Spielern" aus. Die Informiertheit bezieht sich auf alles, was mit den betroffenen Menschen, dem Problem und dem zu lösenden Konflikt zu tun hat. Deshalb kann der Mediator nur dann mit der Mediation und dem zu lösenden Problem adäquat verfahren, wenn er sowohl die Komplexität des Verfahrens (der Mediation) wie die des Falles bewältigen und miteinander in Übereinstimmung bringen kann.

Metakompetenz
Die Mediation lebt von der Refelxion dessen was zu bedenken ist, um eine Lösung zu finden. Die Reflexion erfordert eine Metabene. Die Metaebene erstreckt sich auf die Parteien, den fall und das Verfahren, mithin auf den Mediator selbst. Er ist - wenn man so will - die personifizierte Metaebene. Um sich auf der Metaebene bewegen zu können bedarf es einer hohen Abstraktionsfähigkeit und der Wertefreiheit.


Der Mediator ist nicht untätig. Er hat verschiedene Aufgaben zu erfüllen, um den Erkenntnisprozess zu ermöglichen.

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Kompetenzmerkmale der Prozessgestaltung

Steuerungskompetenz
Der Mediator führt mit den Parteien die Mediation durch10 . Er muss sich mit der Mediation gut auskennen, damit das gelingt. Er muss die Interaktionen der Parteien einschätzen und der Mediation zuordnen können, um durch den Prozess zu navigieren. Mehr noch muss er in der Lage sein, die unterschiedlichsten Prozesse zusammenzuführen.

Gestaltungskompetenz
Beziehung aufbauen, Rollen zuweisen, das Verfahren so einrichten, dass es die Komplexität bewältigt

Systematisierungskompetenz
Es geht um das Strukturieren. Der Mediator muss nicht nur den Weg durch die Mediation kennen. Er muss ihn auch herstellen können. Dazu zählt auch, die Bedingungen herzustellen, unter denen die Mediation gelingen kann. Wichtig ist die Einrichtung und Aufrechterhaltung der Meta-Ebene

Es genügt auch nicht, eine Mediation mechanisch durchführen zu können. Er muss verschiedene Varianten kennen, um das für die Ausgangsbedingungen passende Verfahren und die effizienteste Vorgehensweise festzulegen. Er muss sein Verhalten und das der Parteien an Benchmarks messen und bewerten können.

Umsetzungskompetenz
Damit der Mediator die Mediation zur Entfaltung bringen kann, muss er auch die technischen Anforderungen erfüllen. Diese Anforderung wird deutlich, wenn die Ausbildungsverordnung um das Merkmal der digitalen Kompetenz erweitert wird. Auf dem Workshop des BMJV am 16.11.2021 waren alle Protagonisten mit der Erweiterung der Ausbildungsverordnung um diesen Punkt einverstanden.11 Auch wenn die digitale Kompetenz besonders herausgestellt wird, kommt zum Ausdruck, dass der Mediator die Kompetenz besitzen muss, die zur Umsetzung der Mediation erforderlichen Werkzeuge zu beherrschen. Welche Werkzeuge das sind, ist nicht explizit festgelegt. Sie ergeben sich aus dem Verwendungsbedarf. Die Durchführung einer Online-Mediation gehört zum Standardrepertoire und zu den Mindestanforderungen. Was sonst noch dazugehört, bleibt dem Angebot überlassen.


Die Herausbildung der Kompetenz des Mediators

Persönlichkeit

Die Mediation kann nur aus einem bestimmten Denken heraus gelingen, das der Mediator vorhalten muss. Die Art des Denkens ist Teil der Persönlichkeit. Mithin ist die Persönlichkeitsbildung ein Ausbildungskriterium. Oft ist ungenau von der Haltung des Mediators die Rede. Gemeint ist seine innere Einstellung.
Aus den Anforderungen, die das Verfahren an die Haltung des Vermittlers stellt, lässt sich ein Mediatorenprofil ableiten, in dem sich alle Haltungsmerkmale wiederfinden lassen, die für eine erfolgreiche Mediation zu fordern sind. Diese Merkmale sind:

  1. Der Mediator beherrscht die Meta-Kognition => ist wertefrei und reflexiv
  2. Er strebt Über- und Durchblick an => ist unbefangen neugierig
  3. Er interpretiert nicht => ist faktenorientiert und neutral
  4. Er versteht sich auf allen Ebenen der Kommunikation => ist verständig
  5. Er scheut sich nicht vor der Komplexität => ist strukturiert
  6. Er scheut sich nicht vor dem Konflikt => ist konfliktfähig
  7. Er denkt prozessorientiert => ist evolutiv
  8. Der Konsens ist seine Lebensgrundlage => ist kooperativ und verbindlich
  9. Er ist immer Mediator, nicht nur bei der Arbeit => ist authentisch

Qualifikation

Natürlich muss die Ausbildung auch in der Lage sein, die gewünschten Qualifikationen zu erreichen. Dabei sind folgende Unterschiede zu beachten:

Im professionellen Umfeld wird der Begriff Mediator wie ein Titel verwendet, obwohl es sich dabei nur um eine Funktions- und gegebenenfalls um eine Berufsbezeichnung handeln kann. Aktuell bilden sich vier verschiedene Qualifikationen heraus. Sie bilden folgende Stufen der Professionalität heraus und geraten zunehmend in Konkurrenz zueinander:

Mediator

einfacher Mediator
Das ist der Mediator gem. § 5 Abs. 1 Mediationsgesetz mit einer analogen Ausbildung.

zertifizierter Mediator
Das ist der Mediator, der gemäß §5 Abs. 2 Mediationsgesetz i.V.m. § 1 ZMediatAusbV die Mindestanforderungen einer Ausbildung nachweisen kann!

qualifizierter Mediator
Das ist der nach den, die Ausbildungsverordnung erweiternden Standards der Verbände qualifizierte oder lizenzierte Mediator.

Berufsmediator
Der Berufsmediator ist der fachlich erfahrene, praktizierende Mediator, der die Mediation in allen Aspekten unabhängig von seinem Grundberuf beherrscht.

Fachmediator
Der Fachmediator ist ein Mediator, der seine fachliche Ausrichtung zum Ausdruck bringt. Siehe Fachausbildung.

Die Bezeichnungen erlauben eine Systematik, mit der die unterschiedlichen Qualifikationen angedeutet werden. Lediglich der Begriff Zertifizierter Mediator ist eine gesetzliche Bezeichnung und dementsprechend geschützt.


Die unterschiedlichen Qualifikationen wirken sich wie folgt auf die Ausbildung aus:

einfach zertifiziert qualifiziert professionell
Niveau Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4
Gesetz § 5 Abs. 1 MediationsG § 5 Abs. 2 MediationsG
ZMediatAusbV
§ 5 Abs. 1 und / oder Abs. 2 und Standards § 5 Abs. 2 und Berufsstandards
Titel Mediator zertifizierter Mediator institutionalisiert zB: Mediator (XY) ggfalls lizenzierter Mediator Berufsmediator
Zerfifikat Ausbildungszertifikat Ausbildungszertifikat Ausbildungszertifikat
ggfalls Lizenz
Berufszertifikat
ggfalls Lizenz12
Kompetenzen Sachkunde Kernkompetenz Mediationskompetenz Berufskompetenz
Qualität frei zu bestimmen Mindestanforderungen volle Mediationstauglichkeit volle Berufstauglichkleit
Fachmediator im Titel möglich lediglich als Zusatz möglich möglich, aber nicht unbedingt sinnvoll überflüssig
geschützt nein ja, gesetzlich ggfalls als Marke Berufszertifikat
Stunden mehr als 90 120 mehr als 200 mehr als 350
Stundentyp gemischt Präsenz prozentuiert gemischt
Inhalte - ZMediatAusbV Standards Standards
Inhaltsvorgaben nein ja ja ja
Supervision empfohlen verbindlich verbindlich verbindlich
Typ - Einzelsupervision Fallsupervision Fall und Praxis
Anzahl - 1+4 ≥ 1 5
Rollenspiele vorgesehen vorgeschrieben vorgeschrieben vorgeschrieben
Dokumentation - - je nach Vorgabe vorgeschrieben
Fortbildung vorgeschrieben gem. ZMediatAusbV vorgeschrieben vorgeschrieben
Kontrolle Abmahnung Abmahnung Abmahnung, ggfalls Lizenzverlust Abmahnung, ggfalls Zertifikatsverlust

Das Niveau beschreibt den nach Ausbildungsstufen differenzierten Ausbildungsgrad. Die Abstufungen qualifiziert und professionell folgen dem Bedürfnis, Abschlüsse und Qualifikationen anzubieten, die über die Mindestanforderung des zertifizierten Mediators hinausgehen. Die Ausbildungsinhalte passen sich den Graduierungen an.

Ausbildungsinhalte

Eine vollwertige Qualifikation würde nach der hier vertretenen Auffassung alle Anforderungen zur professionellen und rechtssicheren Ausübung der Mediation als Berufsmediator erfüllen. Bei einem Berufsmediator kommt es nicht mehr darauf an, welchem Ursprungsberuf er angehört. Die darauf abzielende Ausbildung umfasst alle Disziplinen, die auf die Mediation einwirken und alle professioellen Bereiche, in denen die Mediation zur Anwendung kommt.

Inhalte

Die ZMediatAusbV gibt Ausbildungsinhalte vor. Prüfen Sie selbst, ob diese Inhalte geeignet sind, eine Mediation in einem hoch eskalierten Konflikt zuverlässig, professionell und unabhängig von einer Vorausbildung oder einem Hauptberuf durchzuführen. Die Worte Psychologie, Soziologie, Philosophie, Pädagogik usw. werden beispielsweise gar nicht erwähnt, obwohl sich der Mediator durch eine, alle Diszipinen umfassende, Wissensbreite auszeichnen sollte. Statt dessen wird das Wort Recht erwähnt. Die vorgesehenen 18 Präsenzstunden im Recht sind für einen Nicht-Juristen sicher zu wenig, um die rechtliche Qualität etwa der Abschlussvereinbarung einschätzen zu können. Weil diese Themen in Ausbildungen schon wegen der geringen Ausbildungszeit zu kurz kommen, bietet Wiki to Yes ergänzende Hilfen an13 .

Neben der Fachlichkeit muss die Mediationsausbildung auch die Interdisziplinarität abdecken. Die Bewältigung der Interdisziplinarität gelingt nicht, wenn Vorträge aus verschiedenen Themen aneinandergereiht werden oder Experten aus verschiedenen Fachrichtungen eingeladen werden. Die Interdisziplinarität bedarf auch einer Auseinandersetzung der Disziplinen, mit der sich ihre Schnittstellen aufdecken und auf die Mediation beziehen lassen.

Mithin erschöpft sich eine Ausbildung nicht in der Abarbeitung der Inhalte der ZMediatAusbV oder der unididrektionalen Wissensvermittlung. Sie erfordert vielmehr eine multidimensionale Auseinandersetzung mit allen wissenschaftlichen Belangen und Erscheinungsformen der Mediation, um den Mediator auch für schwierige Fälle zu wappnen. Es ist ein Teil der Forschungsarbeit im Wiki to Yes,14 die Ausbildungsinhalte auszuloten und den Schulen zuzuordnen, um die Ausbildungen transparenter zu machen und besser aufeinander abzustimmen.

Ausbildungsinhalte Forschung zur Ausbildung

Erfahrung

Der Gesetzgeber hat dem Mediator in § 3 Abs. 5 MediationsG eine Offenbarungspflicht auferlegt. Danach hat er die Parteien über seinen fachlichen Hintergrund, seine Ausbildung und seine Erfahrung auf dem Gebiet der Mediation zu informieren. Diese Informationen sollten auch über die Trainer bekannt sein.

Erfahrung vermittelt sich über die Praxis. Wenn die Mediationsgesetz-Evaluierung hervorhebt, dass die Mediatoren mangels Fällen kaum über praktische Erfahrungen verfügen, fragt es sich welche Erfahrungen die Trainer mitbringen, die sie den Auszubildenden weitergeben können. Sind sie z.B. in der Lage, eine Mediation life vorzuführen? Können sie auf Fragen der Praxis eingehen und Probleme abbilden, die in der Praxis auftreten? Wie groß ist der Radius, den der Trainer abdecken kann?

Das sind Fragen die einen entscheidenen Einfluss auf die Qualität der Ausbildung haben. Achten Sie also nicht nur darauf, welches Wissen, sondern auch darauf, welchen Erfahrungshintergrund und welche Erfahrungsbandbreite die Trainer mitbringen.

Transformation

Wenn es nicht nur darum gehen soll, einen vermeintlichen Titel zu erwerben, zielt die Ausbildung darauf ab, dem Auszubildenden eine Kompetenz zu vermitteln. Kompetenz ergibt sich aus dem erworbenen Wissen, dem Können und den Fertigkeiten, das Gelernte umzusetzen. Das Wissen über die korrekte Durchführung der Mediation ist zugleich eine Auseinandersetzung mit der Komplexität. Wir begegnen in der Ausbildung - wenn man so will - einer dritten Komplexitätsebene. Natürlich bildet die Komplexität der Ausbildung die Komplexität der Verfahrens- (1. Komplexitätsebene) und der Fallebene (2. Komplexitätsebene) nach. Sie erfordert es, den Auszubildenden die Mediation in all ihren Variationen15 und vor allem in einer nachvollziehbaren Systematik nahezubringen, damit der Mediator die für den jeweiligen Fall am besten geeignete Herangehensweise zu erkennen und umzusetzen lernt.

Damit das Wissen in ein professionelles, also planbares Können überführt wird, muss die Ausbildung einen didaktischen Mix16 vorhalten, der alle Intelligenzzentren anspricht und neben dem Wissen auch praktische Erfahrungen vermittelt. Die Ausbildung muss ein darauf bezogenes Konzept und eine Methodik vorhalten, damit sich ihre Konsistenz erhellt und der Auszubildende in die Lage versetzt wird, das Können selbst herzuleiten. Um diese Fertigkeit zu erlangen, muss sich der auszubildende Mediator auf die Persönlichkeitsbildende Haltung einlassen, soweit es der Wesenhaftigkeit der Mediation entspricht.

Die Ausbildung muss den inneren Transfers ermöglichen. Dazu genügt es oft nicht zu lektorieren oder ein paar Rollenspiele zu üben. Es bedarf einer Begleitung. Letzten Endes kommt es darauf an, dass der Mediator die mediative Haltung verinnerlicht. Sie transformiert das Wissen und das Können in die Persönlichkeit des Mediators, um in seine ressourcenorientierte Fertigkeit zu münden. Ob die Ausbildung gelungen ist, können Sie nicht allein an den absolvierten Stunden und Inhalten ablesen. Sie merken es an der Art, wie der Mediator denkt und handelt17 .

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Bedeutung für die Mediation

Die Mediation sei ein Ausbildungsmarkt, sagt man. Richtig ist, dass es viele Ausbildungen gibt wobei nicht immer klar ist, worin sie sich unterscheiden. Wiki to Yes bietet Ihnen eine Entscheidungshilfe an. Warum fragen Sie den Ausbilder nicht einfach, ob er die hier genannten Kriterien erfüllt oder gar übertrifft. Natürlich könenn Sie auch Fragen im Ausbildungsforum einreichen, wenn Sie die Meinung von Experten zu bestimmten Ausbildungsfragen interessiert.

Entscheidungshilfe Ausbildung Ausbildungsforum

Der Mediationsreport 2019 weist nach, dass das Bild der Mediation nicht nur in der Öffentlichkeit diffus ist. Auch die Ausbildung trägt dazu bei. Leider helfen die Zertifikate und die Bemühungen nicht, daran etwas zu ändern, wenn und solange sie nur die Inhalte der ZMediatAusbV festschreibt und sich nicht auf die zu erwerbenden Kompetenzen einlässt.

Sie können sich die Entscheidung bei der Wahl einer Ausbildung erleichtern, wenn Sie den Ausbilder bitten, zu diesen Ausführungen Stellung zu nehmen. Leiten Sie doch einfach den Link weiter und fragen Sie das Ausbildungsinstitut, was es davon hält und was davon wie erfüllt werden kann.

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen

Bearbeitungsstand: 2023-02-09 11:39 / Version 214.

Alias: Bildung, Ausbildungen, Ausbildungskriterien
Siehe auch: Seitenverzeichnis, Mediatorenprofil, Mediationskompetenz, Ausbildungsnavigator
Diskussion (Foren): Ausbildungsqualität, Ausbildung

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2 Siehe zur sozialen Kompetenz -
4 Siehe dazu auch die Forschung Projekt.Ausbildung
5 Nach den Wiki to Yes Recherchen zum Stand XIII/2019 verfügt lediglich der Verband integrierte Mediation über sogenannte Produktstandards
6 In der Entscheidung des BGH vom 21.9.2017, IX ZR 34/17 musste das Gericht auf das anwaltliche Berufsrecht ausweichen, weil es die Regeln der Mediationskunst nicht erkennen konnte.
10 Siehe die Ausführungen zur Führung
12 Wird, soweit bekannt, derzeit nur vom Verband Integrierte Mediation angeboten.
13 Siehe z.B.: Fachwissen, Abschlussvereinbarung usw.
15 Differenziert nach der Systematik und den Varianten, die im Buch Meditationen beschrieben sind
16 Siehe beispielsweise das Konzept "blended Learning", das die Kombination von unterschiedlichen Methoden und Medien oder Ausbildungsformaten beschreibt.
17 Siehe den Aufsatz: Woran erkenne ich einen Mediator?

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