Wissenschaftliche Theorien zur Mediation
Als Mediationstheorie wäre eine wissenschaftlich fundierte Herleitung der Mediation zu bezeichnen, die genau erläutert, warum was wie in der Mediation zu funktioniert oder zu funktionieren hat. Auch wenn die Harvard-Forschung oft zur wissenschaftliichen Begründung der Mediation herangezogen wird, erfüllt sie nicht den Anspruch einer Herleitung. Die Mediation geht weit über die Erkenntnisse des Harvard-Konzeptes hinaus. Wenn sie als die Lehre von der vermittelnden Kommunikation1
bezeichnet wird, sollte sie ein System von wissenschaftlichen Lehrsätzen zusammenfassen können.
Eine auf die Vorgänge in der Mediation bezogene, wissenschaftliche Herleitung muss sich nicht nur auf die Kommunikation, sondern auch auf die Gedankenarbeit einlassen können, die in der Mediation zu absolvieren ist. Eine Theorie zur Mediation muss sich also mit der Frage auseinandersetzen, was, warum und wie es den Parteien möglich wird, selbst bei einem hoch eskalierten Streit eine einvernehmliche Lösung zu finden. So betrachtet bildet die Mediationstheorie eine Klammer um andere Theorien, die sich mit der Kommunikation, den Konflikten, der Eskalation usw. auseinandersetzen.
Merke:
Theorien und Theoriefragmente
Es gibt viele wissenschaftliche Theorien, die in der Mediation eine Rolle spielen. Es gibt mindestens ebenso viele Theoriefragmente, auf die die Mediation zurückgreift. Die folgende Übersicht soll dazu beitragen, deren Bedeutung und ihr Zusammenspiel innerhalb der Mediation zu erkunden. Die Theorien selbst werden in den Beiträgen besprochen, auf die die folgende Liste hinweist:
Das Harvard-Konzept wird immer als Erstes genannt, wenn von Theorien zur Mediation gesprochen wird. Es beschreibt in erster Linie ein Verhandlungsmodell und leitet die Anforderungen an ein konstruktives Verhandeln her. Die Mediation hat die im Harvard-Konzept erarbeiteten Prinzipien des Verhandelns vollständig implementiert.
Die Verhandlungstheorie betrifft einen wissenschaftlichen Erklärungsansatz über die Verhandlungsstrategien. Sie erläutert den Unterschied zwischen distributiver und integrativer Verhandlung.
Die von Glasl entwickelte Eskalationstheorie beschreibt die Stufen der Eskalation und den Umgang damit.
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Die kognitive Mediationstheorie (kurz: Kognitionstheorie) beschreibt die Mediation aus einem kognitionswissenschaftlichen Ansatz heraus in ihrer interdisziplinären und interprofessionellen Anwendung. Sie basiert auf der Grundannahme, dass die Mediation ein erkenntnisbasiertes Verfahren ist und beschreibt die darauf bezogenen kognitiven Anforderungen. Sie belegt das funktionale Zusammenspiel der Elemente, die den parteiseitigen Erkenntnisprozess ermöglichen. Diese theoretische Herleitung ist in der Lage, jede Entscheidung, jeden Schritt und jede Maßnahme im Procedere der Mediation zu erklären und herzuleiten. Sie kann deshalb als eine umfassende Mediationstheorie verstanden werden, in der sich alle Erscheinungsformen der Mediation abbilden lassen.
Entwicklungspotenzial
Eine wissenschaftlich fundierte Beschreibung der Mediation ist ein wesentlicher Schritt für die Entwicklung und die Stärkung der Mediation.2 Um die darauf abzielenden Initiativen und Maßnahmen abzustimmen zu koordinieren, wurde ein Projekt eingerichtet, bei dem Sie nicht nur mitwirken, sondern sich auch über den Bestand der Entwicklung informieren können.
Projekt: Entwicklung bzw. Festigung der oder einer Mediationstheorie
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Bearbeitungsstand: 2019-12-06 05:02 / Version 55.
Aliase: Herleitung, Fragmenttheorie