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Insight Mediation

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Es geht um eine Variante der Mediation, die als Einscjtsmediation bezeichnet werden könnte. Worum geht es genau?

Mediation Insight Mediation Erkenntnislogik

Abstract: "Kennst Du schon die Insight Mediation?". Mit dieser Frage wurde das Interesse der Redaktion geweckt. Eine Suche bei Google findet nur einen aussagekräftigen Treffer. Viele andere Links lenken auf die Insight Meditation (mit t!). Dann gibt es noch einen Link auf ein Buch mit dem Titel Practising Insight Mediation' von Cheryl A. Picard aus dem Jahre 2016. All das ist Grund genug, sich näher mit der Erscheinungsform der Mediation auseinanderzusetzen.

Einführung und Inhalt: Das Begriffe aus der Meditation oder der Schiedsgerichtsbarkeit in die Mediation übertragen werden, ist nichts außergewöhnliches. So kennen wir die institutionalisierte Mediation oder die Achtsamkeitsmeditation. Beide Begriffe sind nicht originär aus der Mediation heraus entstanden und nicht immer 100 % kompatibel. Die Insight Meditation wird mit dem Hinweis May all beings live with insight and wisdom charakterisiert. Die Insight Mediation geht auf das Werk Transforming Conflict through Insight zurück. Und da sind zwei Begriffe, die ins Auge fallen. Transformation und Einsicht.

Was ist Insight Mediation?

Auf der Suche danach, worum es genau geht, hilft ein Link auf eine Webseite, die folgendes ausführt:1

Insight Mediation wurde von Dr. Cheryl Picard entwickelt und ist die Praxis, die Lonergans kritischen Realismus auf das Konfliktfeld übertragen hat. Es handelt sich um eine Intervention Dritter, die sich darauf konzentriert, den Parteien dabei zu helfen, Erkenntnisse zu gewinnen, die ihr Verständnis über sich selbst, die Situation und diejenigen, mit denen sie in Konflikt stehen, erweitern und das Gefühl der Bedrohung verringern, das die Notwendigkeit zur Verteidigung antreibt und oft schwächende Konfliktdynamiken anregt.


Der kritische Realismus geht auf die philosophische Grundannahme zurück, dass eine reale Welt existiert, die durchaus der sinnlichen Wahrnehmung entspricht, aber für den Menschen nicht sofort und unmittelbar erkennbar ist. Er wird in den Sozialwissenschaften als ein Ansatz verwendet, um die Strukturen und Mechanismen, die soziale Phänomene und Veränderungen beeinflussen, zu verstehen und zu analysieren. Das klingt ähnlich dem Konstruktivismus. Anders als dort betont der kritische Realismus jedoch eine objektivere Sichtweise auf die Realität. Er zielt darauf ab, kausale Zusammenhänge zu verstehen. Im Unterschied dazu vertritt der Konstruktivismus eine subjektivere Sichtweise, die sich auf die Konstruktion von Bedeutungen und Wissen konzentriert. Beide Ansätze haben mit der Differenz der Wahrnehmung und der erkennbaren oder konstruierten Realität zu tun. Bei der Insight Mediation soll diese Diskrepanz durch Einsicht vermittelt werden. Die Erkenntnis ist, wenn man so will, der gemeinsame Nenner.

Einordnung in die Systematik der Mediation

Die vermittelte Einsicht führt in eine Veränderung der Sicht auf sich und die Welt. Somit kommt der Ansatz der Insight Mediation dem Modell der transformativen Mediation nahe und könnte als ein Unterfall oder als eine Spezialisierung der transformativen Mediation verstanden werden. Ob diese Variante auch einen konzeptuellen Aspekt der Mediation wiederspiegelt und als Lehre bezeichnet werden kann, bedarf weiterer Untersuchungen.

Die angesagten Besonderheiten

Die Autoren Picard und Melchin führen aus, dass es vier Merkmale gäbe, durch die sich eine Insight-Mediation von anderen Ansätzen unterscheide. Als Unterschediungsmerkmale werden angeführt:

  1. Unter Konflikt wird verstanden, dass er sich aus der Bedrohung von Sorgen ergibt.
  2. Konflikte rufen Gefühle und Narrative hervor, die die Parteien daran hindern, selbst Lösungen zu finden.
  3. Konflikte werden durch das transformative Lernen von Erkenntnissen gelöst.
  4. Einsichtsvermittler helfen den Parteien, indem sie sich intensiver mit Bedrohungen befassen.

Konflikte resultieren nach dieser Ansicht nicht aus widersprüchlichen Zielen. Sie entstehen vielmehr aus einer Verteidigungshaltung, die durch das Gefühl der Bedrohung generiert wird. Der Zusammenhang wird als „Threats-to-Cares“ bezeichnet. Insight-Mediatorenunterscheiden die Fürsorge für Belange, die zur Befriedigung der Interessen, Bedürfnisse und Wünsche beitragen und den in Mustern verwurzelten Sorgen, die unbewusste Reaktionen hervorrufen. Die Parteien neigen dazu die Bedeutung ihres Handelns aus den Beobachtungen und den Eindrücken aus ihrer eigenen Vergangenheit herzuleiten. Jetzt kommt es darauf an, die irrtümlichen Interpretationen der Konfliktparteien herauszuarbeiten. Für die Insight Mediation kommt es jetzt darauf an, einen Lernprozess bei den Parteien auszulösen. Der Fokus des Mediators konzentriert sich darauf, die Neugier für Erkenntnisse zu wecken, aus denen heraus eine Lösung enstehen kann.

Bedeutung für die Mediation

Es ist eine Frage des Mediationsverständnisses, ob die beschriebene Herangehensweise eine Besonderheit darstellt oder nicht. Sie geht sicher über die facilitative Mediation des Harvard-Konzeptes hinaus. Im Mittelpunkt steht eine Treansformation und damit einhergehend eine Veränderung der Sicht auf sich un den Gegner. Ein professioneller Mediator sollte dazu in der Lage sein. Die für den zertifizierten Mediator gedachte Ausbildungsverordnung kennt diese Inhalte allerdings nicht. Um unter der Prämisse die Unterschiede zu anderen Mediationen herauszuarbeiten, wäre es erforderlich, mehr über die Methodik zu erfahren. Offensichtlich gibt es Parallelen und Überschneidungen mit der umfassenderen kognitiven Mediationstheorie.

Hinweise und Fußnoten

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Bearbeitungsstand: 2023-07-27 16:30 / Version 11.

Aliase: Einsichtsmediation
Prüfvermerk: -


Based on work by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Samstag April 27, 2024 14:26:17 CEST.

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