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Mediationsfehler

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Das Fehlerverzeichnis listet die typischen Fehler in der Mediation auf und gibt Hinweise auf mögliche Verstöße gegen die Regeln der Kunst.

Einträge 229

ID Bezeichnung Fehlertypologie Gewichtung Last modifier
10891 Der Mediator übersieht das Machtgefälle Eine Partei ist sehr dominant. Sie lässt die an dere Partei nicht zu Wort kommen, nimmt Einfluss auf deren Aussagen (manipuliert) und sagt sogar dem Mediator was er zu tun hat. Der Mediator ignoriert dieses Verhalten. wichtig! Arthur Trossen
9680 Der Mediator stellt den Kontext nicht heraus

Der Kontext, also der Verfahrens- und Informationszusammenhang spielt eine wichtige Rolle beim Zustandekommen des Verfahrens und beim Verstehensprozess innerhalb des Verfahrens.
a) Zustandekommen: Oft erläutern Mediatoren zu Beginn der Mediation und nach der Begrüßung, was Mediation ist. Sofern das Ziel (zufriedenstellende Lösung zu vereinbaren) und der Kontext (in welchem Zusammenhang und warum) nicht vereinbart wurde, steht die Darstellung der Mediation in keinem Zusammenhang und kann von den Parteien falsch eingeschätzt werden.
b) Verstehen: Die Argumentationsrhetorik lebt von Tilgungen. Argumente werden selektiv genutzt und lenken den Fokus vom eigentlichen Problem weg. Der Mediator fällt darauf herein und stellt den Fokus (die Zusammenhänge des Gesagten) nicht her. Er fördert das Missverständnis.

wichtig! Arthur Trossen
8992 Kinder werden als Zeugen benannt Die Mutter besteht darauf, das Kind als Zeuge für das Fehlverhalten des Vaters zu hören. Der Mediator zeiht das Kind als Zeuge herbei und lässt es im nächsten Termin teilnehmen. wichtig! Arthur Trossen
5103 Der Mediator schätzt die Partei falsch ein Der Mediator ist ein Medium des Verstehens. Was er versteht kann er vermitteln. Versteht er die Partei falsch (oder schätzt er sie falsch ein), vermittelt er etwas Falsches, ganz abgesehen davon, dass er gegebenenfalls bei sich selbst irreführende Gedanken produziert. wichtig! Arthur Trossen
4938 Der Mediator unterscheidet nicht zwischen der Bedeutung der Worte und der individuellen Bedeutungszuschreibung Das Wort Familie z.B. versteht jeder. Deshalb wird es nicht hinterfragt. Die individuelle Bedeutungszuschreibung kann aber von dem allgemeinen Verständnis abweichen. Der Mediator darf sich also nicht zufrieden geben mit der Vorstellung etwas verstanden zu haben. Er muss das Verständnis hinterfragen. wichtig! Arthur Trossen
4868 Der Mediator zeigt Mitgefühl Der Mediator muss emphatisch sein, aber nur so weit, wie es die Metabenene gebietet und die Neutralität erlaubt. Mitleid ist fehl am Platz. wichtig! Arthur Trossen
4866 Themen und Konflikte weichen voneinander ab Besonders wenn die 2.Phase mit der Methode der Themensammlung durchgeführt wird, nennen die Parteien oft vermeintliche Themen, die in Wirklichkeit aber nur Argumente oder Motive zu dem Konfliktthema darstellen. Wenn es dem Mediator nicht gelingt, die >Vorschläge dem eigentlichen Konfliktthema zuzuordnen, fördert er die Verwirrung und erschwert die Möglichkeit der Partei, sich mit dem Konflikt zu identifizieren. Der Mediator geht dann sprichwörtlöich dem Konflikt auf den Leim. wichtig! Arthur Trossen
4608 Der Mediator weist nicht auf vorausgegangene Mediationen hin §3 Abs. 1 verpflichtet den Mediator auf alles hinzuweisen, was seine Neutralität in Frage stellen kann. Dazu zählen auch Vorkontakte und die Beziehung zu den Parteien. Hatte er einmal eine Mediation mit einer der Parteien durchgeführt, ist das ein Vorkontakt. Wenn es sich um eine andere Sache handelt, darf er die Mediation durchführen. Ob er über die Vormediation informieren darf ist fraglich, weil er wegen der Vertraulichkeit darüber nicht informieren darf. wichtig! Arthur Trossen
4251 Der Mediator stellt die Anwendbarkeit des Mediationsgesetzes nicht heraus Der professionellen Mediation liegt ein Mediationsvertrag zugrunde. Er ist formfrei möglich, weshalb in der Hitze des Gefachts es passieren kann, dass der Vertragsabschluss nicht explizit herausgestellt wird. Auch der Inhalt des Leistungsaustauschs ist nicht immer im gewünschten Umfang klar. Das Mediationsgesetz ist dann trotzdem anwendbar, worauf der Mediator nicht hinzuweisen hat. wichtig! Arthur Trossen
3252 Der Mediator wendet wahllos Techniken an In der Mediation gilt das Trial and Error-Prinzip. Es hilft dem Mediator, Fehlerquellen auszuschalten, um die passende Intervention zu finden. Voraussetzung ist jedoch, dass die Suche nach Interventionen methodisch begründet wird und im Verfahren veranlasst ist. Ein unmotiviertes Stochern im Nebel wurde als Mediationsfehler anzusehen sein. wichtig! Arthur Trossen
2997 Der Mediator unterlässt die Widerrufsbelehrung Eine Widerrufsbelehrung nach §312g BGB ist erforderlich bei außerhalb der Büroräume abgeschlossenen Verträgen. Unterbleibt sie, erlischt das Widerrufsrecht erst nach 12 Monaten. wichtig! Arthur Trossen
2996 Der Mediator verfasst keinen schriftlichen Mediationsvertrag Der Mediationsvertrag unterliegt keinem Formzwang. Lediglich die Erfahrung lehrt, dass es sinnvoll ist, einen schriftlichen Vertrag abzufassen. Ein Formerfordernis kann sich aus der Widerrufsbelehrung ergeben. wichtig! Arthur Trossen
2735 Fehlende Vorbereitung. Der Mediator bereitet sich nicht vor Der Mediator hat einen Auftrag für eine Mediation. Er beginnt die Mediation ohne nähere Fallkenntnis und ohne Plan(ung). Natürlich gibt es einfach gelagerte Fälle, wo die Vorbereitung on the fly schon im ersten Termin (1.Phase) abgewickelt werden kann. Es braucht dann nicht viel zur Vorbereitung. Die Konfliktanalyse kann er schon aus den ersten Äußerungen der Parteien ableiten. Rahmenbedingungen und Vorgehensweise kann er mit den Parteien abstimmen. Es gibt allerdings aufwändigere Konflikt- und Verfahrenslagen, die eine intensivere Planung und Vorbereitung erfordern. Die Planung ist ein Qualitätsmerkmal. Ihr Fehlen führt zu einer verringerten Effizienz der Mediation und kann mehr Termine als notwendig verursachen. wichtig! Arthur Trossen
2516 Der Mediator unterscheidet nicht zwischen Interesse und Lösung Interessen und Lösungen können nah beieinander liegen. Es ist wichtig, dass der Mediator beides auseinanderhalten kann. wichtig! Arthur Trossen
2213 Vorgesetzte werden nicht auf die Mediation eingestimmt Die Mediation erlaubt kein Machtgefälle unter den Teilnehmern. Der Mediator muss also darauf hinwirken, dass alle auf gleicher Augenhöhe verhandeln können. wichtig! Arthur Trossen
2128 Richter ordnet nicht das Ruhen an Das Gericht empfiehlt eine Mediation, auf die sich die Parteien auch einlassen. Das Gericht terminiert dennoch. Die Mediation steht jetzt unter einem enormen Erfolgsdruck. Die Parteien werden immer die Option des Gerichtstermins aufzeigen. wichtig! Arthur Trossen
2029 Ein Werkzeug wird falsch angewendet Die fehlerhafte Verwendung der Werkzeuge führt zwar zu einem Mediationsfehler. Sie führt aber nicht automatisch eine Haftung. wichtig! Arthur Trossen
2016 Die Konfrontation der Parteien wird nicht erkannt Der Mediator bemerkt nicht die indirekten Konfrontationen der Parteien und interpretiert ihr Verhalten falsch. wichtig! Arthur Trossen
1978 Der Mediator schöpft die Kommunikationsmöglichkeiten nicht aus Die Kommunikation der Parteien kann aus welchen Gründen auch immer eingeschränkt sein. Es wäre falsch wenn der Mediator glaubt, nur eine unmittelbare Face to Face - Kommunikation sei das erlaubte Mittel der Mediation. Es ist die Aufgabe des Mediators herauszufinden, wie, unter welchen Bedingungen und mit welchen Mitteln die Kommunikation zwischen den Parteien ermöglicht werden kann. wichtig! Arthur Trossen
1578 Die Sicht des Mediators ist einseitig Der Mediator versteht die eine Partei besser als die andere. Er präferiert die von ihr vorgeschlagene Lösung und bewertet die Ausführungen des Gegners als Inadäquat. wichtig! Arthur Trossen
1555 Der Mediator überhört die Interessen Der Mediator ist selbst zu sehr auf die Lösung konzentriert, sodass er die Interessen (Motive) nicht herausführen kann. wichtig! Arthur Trossen
1540 Der Mediator öffnet eine an ihn gerichtete, vertrauliche Post Eine Partei schickt dem Mediator einen verschlossenen Brief mit der Aufschrift "vertraulich". Der Mediator kennt den Inhalt nicht. Er öffnet den Brief. der Brief wird wie ein Einzelgespräch behandelt und ist an der Vorschrift des §2 Mediationsgesetz zu messen. Die Entgegennahme des Inhalts bedarf deshalb des Einverständnisses der Gegenpartei. wichtig! Arthur Trossen
1378 Thema und Lösung werden verwechselt Das Thema ist die Neutralisierung der widersprüchlichen Positionen. In ihm kommen also Lösungen vor. Die Position ist eine Lösung. Sie ist allerdings die Lösung die nicht funktioniert und zu der man Alternativen herausarbeiten muss wozu die Mediation angetreten ist. Es besteht also eine Verwechslungsgefahr. Der Mediator muss in der Lage sein, Position, Interesse und Lösungen auseinanderzuhalten. Gelingt ihm das nicht, vermischt er die Phasen. wichtig! Arthur Trossen
1291 Voreilige Interpretation der Körpersprache Vorsicht bei der Interpretation von Körpersprache. Die abweisende Haltung (verschränkte Arme, Abstand zueinander) mag etwas über die Verfassung der Partei oder die Beziehung der Parteien ausdrücken, muss es aber nicht. Die voreilige Interpretation der Körpersprache führt besonders dann wenn sie nicht abgestimmt ist, zu Fehleinschätzungen. wichtig! Arthur Trossen
1171 Der Mediator stellt die falschen Fragen Die "richtige" Frage bringt den Parteien einen Erkenntnisgewinn. Sie ergibt sich aus dem Loop. "Falsche" Fragen sind ein Indiz dafür, dass der Mediator die Gedanken der Parteien in eine Lösung weiterführt, anstatt in eine Rekursion. Wenn die Mediation eine Verstehensvermittlung ist, hilft die richtige Frage zu verstehen. wichtig! Arthur Trossen
547 Es werden keine Themen festgelegt Der Mediator muss fragen, was daran hindert. Davon hängt die Intervention ab. Ohne Themenfestlegung sind sowohl der Auftrag wie der Streit und das Ziel des Streitens unklar. Die Themen legen die Gesprächsgrenzen fest und geben eine Erlaubnis über das Thema zu sprechen. wichtig! Arthur Trossen
233 Zu viel Führung Der Mediator bestimmt Maßnahmen und Schritte im Verfahren. "Fangen Sie an, Sie sind der Anspruchsteller" oder "Das gehört nicht hierhin" .... Das Problem: Je mehr Führung, desto weniger Eigenverantwortung bei den Parteien! Wenn das Gesetz davon spricht, dass der Mediator die Parteien führen soll, beruht das auf einem Übersetzungsfehler. Die Originalfassung der EU Direktive lautet: Der Mediator führt mit den Parteien die Mediation durch". Ob und inwieweit eine direktive Führung erforderlich ist, hängt von der Eskalation ab. Die Faustregel lautet: Je höher die Eskalation umso mehr autoritäre Führung ist erforderlich. Ansonsten sollten alle Entscheidungen im Verfahren konsensual verhandelt werden. wichtig! Arthur Trossen
231 Mediator macht Vorschläge Ein grundsätzliches Verbot Vorschläge zu unterbreiten gibt es nicht. Vorschläge auf das Verfahren bezogen (nicht auf das Ergebnis) sind stets zulässig und mitunter sogar geboten. Unzulässig sind Vorschläge, die nicht mit dem Wesen der Mediation im Einklang stehen. wichtig! Arthur Trossen
1423 Der Vertreter führt eine Mediation durch Das Mediationsgesetz schließt eine Vor- oder Nachbefassung ausdrücklich aus und unterscheidet Parteiinternen. Trossen Arthur