Mediation und Management
"Du manipulierst doch!", wird dem Ausbilder vorgeworfen, als er im Training zeigt, wie eine Mediation funktioniert. "Nein ...", windet der sich, weil Manipulation und Mediation, das passt doch ethisch irgendwie nicht gut zusammen. Aber dennoch! Mediation ist Manipulation, wenn das bewusste Aufgreifen verborgener Gedanken und das Fokussieren der Gedankengänge eine Manipulation darstellt. Immerhin handelt es sich bei der Mediation um einen Prozess, bei dem die Gedanken der Parteien in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Sie werden1
auf einen Fokus ausgerichtet, der hinter dem Problem liegt und den Parteien hilft, sich von dem Problem auch gedanklich zu lösen. Die Mediation ist aber niemals eine Manipulation für eine bestimmte Lösung. Auch begrifflich handelt es sich nicht um eine Manipulation, weil das verdeckte Beeinflussen eines Menschen niemals zu seinem Nachteil erfolgt. Gedanken werden ermöglicht. Die gedankliche Hoheit verbleibt aber bei den Parteien. Sie entscheiden, ob sich die durch die Mediation produzierten Gedanken gut anfühlen oder nicht. Von daher ist die Beeinflussung auch ethisch gerechtfertigt, weil sie den Horizont erweitert, vollständige Informiertheit herstellt und die volle Autonomie der Partei einfordert und ermöglicht.2
Wer genau hinschaut wird erkennen, dass die Mediation ein Prozess ist, bei dem nicht nur die Interaktionen gesteuert werden. Procedural betrachtet werden verschiedene Abläufe zusammengeführt. Es geht nicht nur darum, die Mediation, sondern auch ihr Zusammenspiel mit anderen Verfahren und Vorgängen zu steuern. Zu allem Überfluss müssen die Verfahren auch noch mit dem Konflikt zurecht kommen und die Komplexität des Falles bewältigen.
Im Vordergrund steht die Steuerbarkeit des Verhaltens. Das Wort "managen" leitet sich vom Englischen "to manage" ab. Es bedeutet so viel wie handhaben oder mit etwas zurechtkommen, etwas bewältigen oder etwas fertigbringen. Das italienische "maneggiare" bedeutet "an der Hand führen".3 Überwiegend wird Managen als Leiten verstanden.
Das Management der und in der Mediation ist so komplex wie das Verfahren selbst. Die verschiedenen Managementansätze werden deshalb in mehreren Beiträgen erörtert und in folgende Bestandteile unterteilt:
Mediationsmanagement
Es geht um die Frage, ob und wie der Mediator das Verhalten der Parteien und darüber den Prozess der Mediation beeinflussen kann.
Verfahrens- und Prozessmanagement
Es geht um die Frage, welches Verfahren situationsbedingt am besten geeignet ist, den Streit oder den Konflikt beizulegen.
Aktenmanagement
Alles über die Aktenführung, die Dokumentenverwahrung, die Protokollierung und die Akteneinsicht.
Konfliktmanagement
Es geht um die Frage, ob wie und wer den Konflikt der Parteien und dessen Auflösung steuert.
Qualitätsmanagement
Es geht um die Frage, wie Fehler vermieden werden und wie die Leistung des Mediators mit der höchst möglichen Effizient ausgeführt werden können.
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Aliase: DR-Management
Siehe auch: Seitenverzeichnis, Manipulation
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