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Die Pros und Cons der Mediation

Wissensmanagement » Sie befinden sich auf einer Themenseite zum Titel Mediation in der Abteilung Praxis und auf der Einführungstour. Die Mediation ist ein erklärungsbedürftiges Produkt. Sie wird nicht immer so beworben, dass ihre Leistungsfähigkeit erkennbar wird. Die Aufzählung der Vor- und Nachteile soll einen Vergleich mit anderen Verfahren ermöglichen, indem alles in Betracht gezogen wird.

Mediation Darstellungen Video Metaphern Durchführung Arten Vorteile Irrtümer Verbreitung Fragen

Es geht darum, den richtigen Weg in die Konfliktbeilegung zu finden.
Der richtige Weg zeigt sich an der Wahl des passenden Verfahrens. Sinnvoll ist die Wahl eines Verfahrens, dass die beste Lösung einbringt. Die beste Lösung ist immer die, die den größten Vorteil verspricht. Wird die Mediation mit anderen Verfahren verglichen, dann werden meist die Verfahrensmerkmale gegenübergestellt.1 Das wird auch in diesem Beitrag geschehen. Allerdings sollte der Verfahrensvergleich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es letztlich nicht darauf ankommt, wer schneller oder billiger zu einem Ergebnis kommt, sondern darauf, ob das Ergebnis das mit dem Verfahren erzielt werden kann, auch den größten Nutzen herbeiführt. Dieser Fokus soll bei der nachfolgenden Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile der Mediation und anderer Verfahren nicht aus dem Blick geraten. Eine korrekte Abwägung der Vor- und Nachteile der Verfahren kann helfen, die Startprobleme der Mediation zu überwinden.




Was habe ich davon?
Wozu sollte ich das tun?


Es scheint sich folgende Logik aufzudrängen:

 Merke:
Leitsatz 3920 - Je größer der Nutzen ist, den die Lösung einbringt, desto größer ist der Nutzen des Verfahrens. Der Nutzen des Verfahrens und der Nutzen der Lösung sind auseinanderzuhalten, damit eine Kosten-Nutzenabwägung möglich wird. Dabei entsprechen die Kosten dem Aufwand, der sich im Nutzen des Verfahrens ausdrücken lässt.

In diesem Beitrag geht es darum, den Nutzen des Verfahrens überhaupt erst einmal erkennbar werden zu lassen. Der Praxis fällt es schwer, den Nutzen der Mediation korrekt und bedarfsgerecht zu beschreiben.2 Deshalb sollen hier alle Kriterien für eine Abwägung zusammengetragen werden. Die Zusammenstellung umfasst u.a. auch die Gegenüberstellung von Montada und Kals,3 die nach Chancen und Barrieren unterscheidet.4

Natürlich gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Verfahren und der Lösung. In gewisser Weise artikuliert das Verfahren auch die Erwartungen der Parteien, sodass sich auch ein ganz individueller Zusammenhang auftut. Jede Lösung liegt - vom Zeitpunkt der Einschätzung aus gesehen - in der Zukunft. Die Einschätzung des Vorteils enthält also zwingend spekulative Elemente. Ihre korrekte Bewertung hängt stark von den jeweiligen Erwartungen und der Einschätzung der Streitsituation ab. Im Vordergrund steht die Frage, was erreicht werden kann und was davon erreicht werden soll.

Konflikteinschätzung und Verfahrenswahl Konfliktnavigator

Im Grunde lassen sich erst dann, wenn die Konfliktsituation korrekt eingeschätzt wird, zumindest grobe Kriterien als Anhaltspunkte herausarbeiten, an denen die Vorteile für das eine oder andere Verfahren erkennbar werden. Der Vorteil entspricht stets einem am voraussichtlichen Verfahrensausgang zu messenden Nutzen, der hier aus verschiedenen Perspektiven bewertet werden soll.

 Bitte beachten Sie:
Die nachfolgenden Abwägungen von Vor- und Nachteilen, Risiken und Chancen orientieren sich an dem hier vertretenen Qualitätsmaßstab der Mediation und geht über die statistischen Benchmarks hinaus! Die Parameter ergeben sich aus den Verfahrenskriterien

Nutzen des Verfahrens

In der Werbung werden die Vorteile der Mediation oft mit Verfahrenseigenschaften vorgestellt,5 die nicht einmal in allen Fällen zutreffen und den Kunden kaum einen Anreiz geben, sich für die Mediation zu entscheiden. Leider ist auch die Auseinandersetzung mit den Vorteilen sehr komplex. Sie sollte auf das achten, was hinten herauskommt, denn nur das interessiert den Kunden.

Der Nutzen des Verfahrens ergibt sich aus dem Verhältnis von Aufwand und Ergebnis, also der Frage, inwieweit die Vorteile die Nachteile überwiegen. Die nachfolgende Tabelle listet die Faktoren (Kriterien), mit denen sich der verfahrensbezogene Nutzen bestimmen lässt und bezieht sie sowohl auf die Mediation wie auf die anderen Verfahren.

Kriterien Mediation andere Verfahren
Komplexitätsbewältigung Alle Ebenen und Dimensionen werden einbezogen eindimensional und selektiv
Bearbeitungstiefe Eine vollständige Konfliktlösung wird angestrebt. Die Bearbeitungstiefe wird abgestimmt Nur die Problemlösung wird angestrebt
Bearbeitungsumfang Der Bearbeitungsbedarf ist stets im Blick. Der Bearbeitungsumfang wird im Einvernehmen festgelegt. Lücken werden aufgedeckt Wird vorgegeben
Nutzenorientierung Der Nutzen (Befriedigung) steht im Vordergrund Das Ergebnis (evtl. Rechtsfolge) steht im Vordergrund
Bearbeitungsaufwand erhöhter Gesprächsaufwand Verminderter Gesprächsaufwand, erhöhter Argumentationsufwand
Informiertheitsgrad Lösung setzt Vollinformation und umfassendes Verstehen voraus Eingeschränkte Informationen möglich, Verstehen ist keine Voraussetzung
Kontrollierbarkeit Maximale Verfahrenskontrolle durch die Parteien wegen des Grundsatzes der Freiwilligkeit. Das Verfahren ist selbstregulierend. Eingeschränkte Verfahrenskontrolle
Eskalationsgefahr Keine (Die Mediation gibt keinen Anlass zum Streit) hoch
Verfahrenskosten Verhandel- und Kontrollierbar, je nach Dienstleistungsbedarf Bedingt kontrollierbar und dementsprechend aufwändig
Vorhersehbarkeit gering (Ergebnisoffenheit) hoch (ergebnisbezogen)
Prozessrisiko Es kommt nicht zum Ergebnis Prozess wird verloren
Unterstützung Hilfe zur Selbsthilfe ... ...
Verfahrensdauer parteiabhängig verfahrensabhängig
Verfahrensschwerpunkt Partei- und personenzentriert, nutzen und Verfahrenszentriert Sach- und problemzentriert, ergebniszentriert

Nutzen der Lösung

Die nachfolgende Tabelle listet die Faktoren (Kriterien), mit denen sich der lösungs- oder ergebnisbezoegene Nutzen bestimmen lässt und bezieht sie sowohl auf die Mediation wie auf die anderen Verfahren.

Kriterien Mediation andere Verfahren
Vollständigkeit Passend zur Komplexität, wenn alle Ebenen und Dimensionen einbezogen sind eindimensional und selektiv
Lösungsvergleich Abgleich mit allen anderen denkbaren Lösungen Es wird nur eine Lösung angestrebt
Nutzenverwirklichung Maximale Befriedigung wird angestrebt (der Nutzen wird festgelegt) Befriedigung irrelevant (der Nutzen wird im Verfahren ignoriert)
Nachhaltigkeit Optionen werden vereinbart auf vollstreckbarkeit reduziert


Die Mediation ist das einzige Verfahren, das den Nutzen der Lösung überhaupt thematisiert.

Beispiel 11974 - Wenn Sie vor Gericht 1.000 € einklagen, interessiert sich niemand dafür, was Sie sich davon verprechen, wozu Sie das Geld einklagen und was Sie dann damit anfangen wollen oder können.


Der Nutzen erschließt sich aus den Motiven. Leider bleiben die oft im Verborgenen, sodass der Nutzen der Lösung nicht an vorgegebenen Kriterien zu messen ist. Trotzdem gibt es Kriterien. In der Mediation werden sie fallindividuell erarbeitet und (wenn die Mediation nach den hier vorgestellten Regeln der Kunst verläuft) in der 3.Phase erarbeitet. Das Ergebnis ist dann an diesen Kriterien zu messen.

Nutzen des Individuums

Nicht jeder will eine nachhaltige Konfliktlösung. Auch die Bewältigung der mit der vollständigen Konfliktlösung einhergehende Komplexität ist für den einen eine Chance, für den anderen eine Bürde. Das gleiche gilt für die Klärung von Emotionen und Beziehungen. Mit diesen Anforderungen bekommt die Frage nach dem Nutzen eine ganz individuellen Einschlag, für den folgende Kriterien zu untersuchen sind.

Kriterien Mediation andere Verfahren
Sicherheit Verfahren kann abbrechen Verfahren kann nicht abbrechen
Kontrolle Volle Ergebniskontrolle. Kein Ergebnis ist ohne Zustimmung denkbar Keine oder nur eingeschränkte Kontrolle (Anträge, Rechtsmittel)
Genugtuung Kann bei Bedarf thematisiert und ausgeglichen werden Kein Anspruch
Befriedigung Ruhe, Frieden als Nutzen Teil der Verhandlung Kein Verhandlungsgegenstand
Gerechtigkeit Kann bei Bedarf thematisiert und ausgeglichen werden, ist also einer Befriediguing zugänglich Abhängig vom Verfahransausgang
Kosteneinsparung Möglich, da volle Verfahrenskontrolle Nicht oder nur bedingt möglich
Kommunikation Persönliche Kommunikation zwingend Durch Vertreter möglich.
Vollziehbarkeit Die Vollziehung eines Ergebnisses, dem der Gegner zustimmt ist groß Ein Ergebnis, dem der Gegner nicjht zustimmt, wird auch zu Problemen bei der Vollziehung führen.

Kundenkommunikation

Um die Vor- oder Nachteile einem potenziellen Kunden nahezubringen, braucht es eine einfachere Formel. Das Marketing setzt sich mit dieser Frage auseinander. Die Formel vermittelt sich über den USP (das Alleinstellungsmerkmal) der Mediation. Sie könnte lauten:

 Merke:
Leitsatz 3273 - Die Mediation beschreibt eine Verfahrensweise, mit der die Parteien durch eine Verstehensvermittlung über alle relevanten Informationen verfügen, die es ihnen ermöglichen, eine am allseitigen Nutzen orientierte Lösung zu finden. Die Lösung lässt sich auf die gesamte Komplexität der zu klärenden Fragen ein und vergleicht die gefundene Lösung mit dem möglichen Ergebnis anderer Verfahren.

Abgrenzung der Verfahren

Kriterien zur Abgrenzung der Verfahren sind aus einer eher typologischen Sicht:

Schlussfolgerung

Als Antwort auf die Frage, ob die Mediation (im weitesten Sinne) das geeignete Mittel sei, Konflikte beizulegen, sei zunächst auf die Prüfung der Geeignetheit verwiesen. Die Mediation beinhaltet erfolgsgarantierende Merkmale und zeigt Wege auf, wie Verstehen selbst unter schwierigen Bedingungen möglich ist. Denkt man in Positionen, dann führt die Einsicht, dass man den Erfolg zu teilen hat zum Verlust. Vom wechselseitigen Verstehen profitiert diese Partei nur dann, wenn die Position nicht durchsetzbar ist oder wenn sie auf spätere Kooperationen mit der gegnerischen Partei angewiesen ist. Die Prüfung dieser Frage ist aber bereits Teil der Geeignetheit, weil sie die tatbestandlich festzustellende Suche nach einer Lösung beinhaltet. Aber ...

Bedeutung für die Mediation

Die Gegenüberstellung der Pros und Cons geht von grundsätzlichen Überlegungen aus und verwendet ein Mediationsverständnis, das sich auf die leistungsfähigste Variante der Mediation einlässt. Hier sind Differenzierungen angebracht. Sie ergeben sich aus der Mediationssystematik und wirken sich auf die Mediatorensuche aus.

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen

Bearbeitungsstand: 2023-02-23 09:19 / Version 154.

Aliase: Abwägung, Pros und Cons
Diskussion im Forum: Vorteile der Mediation
Siehe auch: TrendStatistik, Marketing, Wesen, Verfahrenscharakter
Prüfvermerk: -


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