Die Pros und Cons der Mediation
Die Chancen (Vorteile) und Riskien (Nachteile) der Mediation im Vergleich zu anderen Verfahren
Die beste Lösung ist immer die, die den größten Vorteil verspricht.
Wenn Sie sich für das am besten geeignete Verfahren zu entscheiden haben, müssen Sie seine Vorteile kennen und gegen andere Verfahren abgrenzen können. Der Vorteil erschließt sich im Verfahrensnutzen. Er ist von dem Nutzen der Lösung zu unterscheiden.
Was habe ich davon?
Wozu sollte ich das tun?
Inhaltsverzeichnis
Es scheint sich folgende Logik aufzudrängen:
Merke:
Ob die These über die Abhängigkeit vom Nutzen des Verfahrens und dem Nutzen der Lösung auch unter dem Gesichtspunkt des Marketings aufrecht erhalten bleiben kann, wird im Zusammenhang mit dem Bedarf erörtert. Das Kapitel Marketing setzt sich mit dem Angebotsverhalten auseinander.
In diesem Beitrag geht es darum, den Nutzen des Verfahrens überhaupt erst einmal erkennbar werden zu lassen1 . Die Zusammenstellung umfasst auch die Gegenüberstellung von Montada und Kals2 , die nach Chancen und Barrieren unterscheidet3 .
Natürlich gibt es einen Zusammenhang zwischen Verfahren und Lösung. In gewisser Weise artikuliert das Verfahren die Lösungserwartung der Parteien. Jede Lösung liegt - vom Zeitpunkt der Einschätzung aus gesehen - in der Zukunft. Die Einschätzung des Vorteils enthält also zwingend spekulative Elemente. Trotzdem lassen sich grobe Kriterien als Anhaltspunkte herausarbeiten, an denen die Vorteile für das eine oder andere Verfahren erkennbar werden. Der Vorteil entspricht dem am Ergebnis zu messenden Verfahrensnutzen.
Bitte beachten Sie:
Nutzen des Verfahrens
In der Werbung werden die Vorteile der Mediation oft mit Verfahrenseigenschaften vorgestellt4 , die nicht einmal in allen Fällen zutreffen und den Kunden kaum einen Anreiz geben, sich für die Mediation zu entscheiden. Leider ist auch die Auseinandersetzung mit den Vorteilen sehr komplex. Sie sollte auf das achten, was hinten herauskommt, denn nur das interessiert den Kunden.
Der Nutzen des Verfahrens ergibt sich aus dem Verhältnis von Aufwand und Ergebnis, also der Frage, inwieweit die Vorteile die Nachteile überwiegen. Die nachfolgende Tabelle listet die Faktoren (Kriterien), mit denen sich der verfahrensbezogene Nutzen bestimmen lässt und bezieht sie sowohl auf die Mediation wie auf die anderen Verfahren.
Kriterien | Mediation | andere Verfahren |
---|---|---|
Komplexitätsbewältigung | Alle Ebenen und Dimensionen werden einbezogen | eindimensional und selektiv |
Bearbeitungstiefe | Eine vollständige Konfliktlösung wird angestrebt. Die Bearbeitungstiefe wird abgestimmt | Nur die Problemlösung wird angestrebt |
Bearbeitungsumfang | Der Bearbeitungsbedarf ist stets im Blick. Der Bearbeitungsumfang wird im Einvernehmen festgelegt. Lücken werden aufgedeckt | Wird vorgegeben |
Nutzenorientierung | Der Nutzen (Befriedigung) steht im Vordergrund | Das Ergebnis (evtl. Rechtsfolge) steht im Vordergrund |
Bearbeitungsaufwand | erhöhter Gesprächsaufwand | Verminderter Gesprächsaufwand, erhöhter Argumentationsufwand |
Informiertheitsgrad | Lösung setzt Vollinformation und umfassendes Verstehen voraus | Eingeschränkte Informationen möglich, Verstehen ist keine Voraussetzung |
Kontrollierbarkeit | Maximale Verfahrenskontrolle durch die Parteien wegen des Grundsatzes der Freiwilligkeit. Das Verfahren ist selbstregulierend. | Eingeschränkte Verfahrenskontrolle |
Eskalationsgefahr | Keine (Die Mediation gibt keinen Anlass zum Streit) | hoch |
Verfahrenskosten | Verhandel- und Kontrollierbar, je nach Dienstleistungsbedarf | Bedingt kontrollierbar und dementsprechend aufwändig |
Prozessrisiko | Es kommt nicht zum Ergebnis | Prozess wird verloren |
Unterstützung | Hilfe zur Selbsthilfe ... | ... |
Dauer | ... | ... |
Verfahrensschwerpunkt | Partei- und personenzentriert, nutzen und Verfahrenszentriert | Sach- und problemzentriert, ergebniszentriert |
Nutzen der Lösung
Die nachfolgende Tabelle listet die Faktoren (Kriterien), mit denen sich der lösungs- oder ergebnisbezoegene Nutzen bestimmen lässt und bezieht sie sowohl auf die Mediation wie auf die anderen Verfahren.
Kriterien | Mediation | andere Verfahren |
---|---|---|
Vollständigkeit | Passend zur Komplexität, wenn alle Ebenen und Dimensionen einbezogen sind | eindimensional und selektiv |
Lösungsvergleich | Abgleich mit allen anderen denkbaren Lösungen | Es wird nur eine Lösung angestrebt |
Nutzenabgleich | Maximale Befriedigung wird angestrebt (der Nutzen wird festgelegt) | Befriedigung irrelevant (der Nutzen wird im Verfahren ignoriert) |
Nachhaltigkeit | Optionen werden vereinbart | auf vollstreckbarkeit reduziert |
Die Mediation ist das einzige Verfahren, das den Nutzen der Lösung überhaupt thematisiert.
Der Nutzen erschließt sich aus den Motiven. Leider bleiben die oft im Verborgenen, sodass der Nutzen der Lösung nicht an vorgegebenen Kriterien zu messen ist. Trotzdem gibt es Kriterien. In der Mediation werden sie fallindividuell erarbeitet und (wenn die Mediation nach den hier vorgestellten Regeln der Kunst verläuft) in der 3.Phase erarbeitet. Das Ergebnis ist dann an diesen Kriterien zu messen.
Nutzen des Individuums
Nicht jeder will eine nachhaltige Konfliktlösung. Auch die Bewältigung der mit der vollständigen Konfliktlösung einhergehende Komplexität ist für den einen eine Chance, für den anderen eine Bürde. Das gleiche gilt für die Klärung von Emotionen und Beziehungen. Mit diesen Anforderungen bekommt die Frage nach dem Nutzen eine ganz individuellen Einschlag, für den folgende Kriterien zu untersuchen sind.
Kriterien | Mediation | andere Verfahren |
---|---|---|
Sicherheit | Verfahren kann abbrechen | Verfahren kann nicht abbrechen |
Kontrolle | Volle Ergebniskontrolle. Kein Ergebnis ist ohne Zustimmung denkbar | Keine oder nur eingeschränkte Kontrolle (Anträge, Rechtsmittel) |
Genugtuung | Kann bei Bedarf thematisiert und ausgeglichen werden | Kein Anspruch |
Befriedigung | Ruhe, Frieden als Nutzen Teil der Verhandlung | Kein Verhandlungsgegenstand |
Gerechtigkeit | Kann bei Bedarf thematisiert und ausgeglichen werden, ist also einer Befriediguing zugänglich | Abhängig vom Verfahransausgang |
Kosteneinsparung | Möglich, da volle Verfahrenskontrolle | Nicht oder nur bedingt möglich |
Kommunikation | Persönliche Kommunikation zwingend | Durch Vertreter möglich. |
Vollziehbarkeit | Die Vollziehung eines Ergebnisses, dem der Gegner zustimmt ist groß | Ein Ergebnis, dem der Gegner nicjht zustimmt, wird auch zu Problemen bei der Vollziehung führen. |
Kundenkommunikation
Um die Vor- oder Nachteile einem potenziellen Kunden nahezubringen, braucht es eine einfachere Formel. Das Marketing setzt sich mit dieser Frage auseinander. Die Formel vermittelt sich über den USP (das Alleinstellungsmerkmal) der Mediation. Sie könnte lauten:
Merke:
Abgrenzung der Verfahren
Kriterien zur Abgrenzung der Verfahren sind aus einer eher typologischen Sicht:
Relevanz | Kriterium | Auswahlhilfe |
---|---|---|
primär | Zielsetzung | Die Zielvorgaben des Verfahrens |
sekundär | Strategie | Zielerreichung durch Kooperation oder Konfrontation |
primär | Rahmen | Grenzen und Anforderungen |
sekundär | Rollenzuschreibung | Festlegung der Rollen und Positionen |
sekundär | Verantwortung | Festlegung der Verantwortlichkeiten |
primär | Handhabung | Die sich aus den Vorgaben ergebende Methodik |
sekundär | Information | Die Art und Weise wie Informationen erhoben und verarbeitet werden |
sekundär | Lösungsweg | Die unterschiedlichen Herangehensweisen |
sekundär | Kommunikation | Festlegung der kommunikativen Ausrichtung |
primär | Effizienz | Reichweite des Verfahrens |
sekundär | Fokus | Ausrichtung am Ergebnis and der Lösung oder am Nutzen |
sekundär | Gegenstand | Deckung von Themen und Konflikt |
sekundär | Kontinuum | Festlegung der Bearbeitungstiefe |
sekundär | Wirtschaftlichkeit | Kosten für Aufwand und Nutzen |
primär | Kontrolle | Absicherung |
sekundär | Ergebnis | Ergebniskontrolle |
sekundär | Metaebene | Verfahrenskontrolle |
Schlussfolgerung
Als Antwort auf die Frage, ob die Mediation (im weitesten Sinne) das geeignete Mittel sei, Konflikte beizulegen, sei zunächst auf die Prüfung der Geeignetheit verwiesen. Die Mediation beinhaltet erfolgsgarantierende Merkmale und zeigt Wege auf, wie Verstehen selbst unter schwierigen Bedingungen möglich ist. Denkt man in Positionen, dann führt die Einsicht, dass man den Erfolg zu teilen hat zum Verlust. Vom wechselseitigen Verstehen profitiert diese Partei nur dann, wenn die Position nicht durchsetzbar ist oder wenn sie auf spätere Kooperationen mit der gegnerischen Partei angewiesen ist. Die Prüfung dieser Frage ist aber bereits Teil der Geeignetheit, weil sie die tatbestandlich festzustellende Suche nach einer Lösung beinhaltet.
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Bearbeitungsstand: 2021-04-12 10:11 / Version 117
Aliase: Abwägung, Pros und Cons
Diskussion im Forum: Vorteile der Mediation
Siehe auch: TrendStatistik, Masrketing, Wesen, Verfahrenscharakter
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