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Presse, Journalismus und soziale Medien

Wissensmanagement » Sie befinden sich auf einer Unterseite des Abschnitts Staat und Gesellschaft im Fachbuch Mediation. Hier geht es um die Beziehung der Mediation zur Presse und die Möglichkeiten der Nutzung.

Öffentlichkeit Presse Politik Marketing Implementierung Großmediationen Open Eyes Alltag

Abstract: Bei der Öffentlichkeitsarbeit steht die Presse im Vordergund. Aber auch die sozialen Medien bieten eine Plattform, um einen Eindruck von der Mediation, ihrem Stand in öffentlichen Leben und ihren Protagonisten zu vermitteln. Stets ist darauf zu achten, dass die Mediation auch insoweit zur Geltung kommt. Und schon zieht das Thema Kreise.

Einführung und Inhalt: Das Thema betrifft nicht nur die Mediatorinnen und Mediatoren, die die Presse und die Mediain nutzen (müssen), um auf sich aufmerksam zu machen. Es betrifft auch die Journalisten, die für die Verbreitung von Informationen verantwortlich sind und nicht zuletzt die Bevölkerung, die sie konsumieren oder konsumieren soll. Ist es überhaupt möglich, die Mediation in der Presse und der Öffentlichkeitsarbeit zu verwirklichen?

Die unterschiedlichen Sichtweisen

Das Leben ist öffentlich wie nie. Die Selbstdarstellung in den sozialen Medien nimmt exhibitionistische Züge an. Es zeigt sich eine gewisse Hemmungslosigkeit, die einerseits im Fingerpointing und im Shitsorm endet und andererseits in der toxic Positivity, wo sich die Selbstdarstellung nach außen immer mehr von der eigenen Persönlichkeit entfremdet. Information ist Macht und wer die Deutungshoheit inne hat, bedient sich ihrer, um Wahrheiten zu schaffen. Im öffentlichen Bereich ist die Werbung oder die Propaganda das Mittel der Wahl, wenn es nicht gelingt, auch noch die Berichterstattung für diesen Zweck zu missbrauchen. Um der Frage auf den Grund zu gehen, wie sich die Mediation mit der Öffentlichkeitsarbeit verträgt und wie sie in der Öffentlichkeitsarbeit zur Geltung kommen kann, sollen folgende Berührungspunkte herausgestellt werden:

  1. Mediation in der Presse: Öffentlichkeitsarbeit zum Zweck der Werbung und des Bekanntwerdens sowie zur Verbreitung der Mediation
  2. Mediation mit der Presse: Öffentlkichkeitsarbeit als Hilfsmittel der Mediation
  3. Pressearbeit mit Hilfe der Mediation: Verwirklichung der Mediation in der Öffentlichkeitsarbeit und der Berichterstattung.

Den Ausgangspunkt der Darlegungen soll eine Klarstellung sein, von welchem Mediationsverständnis überhaupt auszugehen ist.

Das zugrunde liegende Mediationsverständnis

Heinisch Die Mediation ist ein vertrauliches Verfahren. Der Mediator unterliegt einer Verschwiegenheitspflicht, die es ihm nicht nur untersagt, die Mediation, sondern erst recht auch seine Medianden öffentlich zu benennen. Die Mediation ist ein reflektives Verfahren. Der Mediator steht nicht im Vordergrund. Die nebenstehende Skizze von Heinisch verdeutlicht sine Rolle. Der Mediator ist weder ein Held, noch ein besserer Mensch. Die Mediation ist ein kooperatives Verfahren, wenn es nicht gelingt, die Parteien in die Kooperation zu führen, wird die Mediation scheitern. Die Mediation ist die Suche nach einer Lösung. Sie ist weit von der Durchsetzung vorgegebener Lösungen entfernt. Sie ist eher still als laut. Sie erwartet, dass die Parteien gewertschätzt werden. Es gibt keine Sieger und keine besseren Verhandler. Es gibt nur einen am Nutzen orientierten Gewinn. Die Mediation befördert die Auseinandersetzung, nicht den Streit. Die Mediatoren halten sich mit Bewertungen zurück. Sie überlassen die Bewertungen den Parteien und nicht etwa der Öffentlichkeit. Es gibt leider verschiedene Vorstellungen darüber, was Mediation ist. Unstreitig dürfte die Aufgabe des Mediators darin gesehen werden, Gespräche so zu strukturieren und zu moderieren, dass die die Konfliktbeteiligten in die Lage versetzt werden ihre jeweiligen Interessen und Bedürfnisse besser zu verstehen und am Ende den Konflikt selber zu lösen.1 Unter handwerklichen Gesichtspunkten zählt zu dieser Gestaltungskompetenz auch das Wissen, wie sich welche lösungsführenden Erkenntnisse generieren lassen.

Mediation in der Presse

Die Mediation braucht Öffentlichkeit, um sichtbar zu werden, ebenso wie der oder die Mediatorin. Klingt wie ein Widerspruch in einem vertraulichen Verfahren. Deshalb ist herauszustellen, dass nicht das (konkrete) Mediationsverfahren, sondern die Mediation schlechthin als eine Herangehensweise der kooperativen Streitbeilegung Öffentlichkeit braucht, um sichtbar zu werden. Viele Menschen wissen gar nicht, dass es diese Option zur Konfliktbeilegung gibt, wozu sie in der Lage ist und was sie bewirken kann. Es gibt viele Anstrengungen, die Mediation sichtbar werden zu lassen. Die Presse hat das Thema in vielen Beiträgen, Filmen und Berichten angenommen. Nicht immer fachlich korrekt, aber schon so, dass zumindest der Begriff bekannt wird. Heinrichs stellt in ihrem Artikel Parallelen ziwschen der Rolle des Mediators und der des Journalisten heraus. Sie betont die Allparteilichkeit und das Verstehen als ein Werkzeug zur korrekten Informationserfassung. Es faäält schwer zu glauben, dass dies genügt, um die Mediation nach vorne zu bringen. Deshalb kommt bei der Öffentlichkeitsarbeit schnell die Werbung ins Spiel. Es geht ja auch nicht lediglich um die Information der Öffentlichkeit, sondern darum, ihr etwas nahezubringen. Das wiederum klingt wie eine Gratwanderung. Wer marktschreiersch für sich oder die Mediation wirbt, läuft Gefahr, zumindest bei Konsumenten, die sich mit der Mediation auskennen, als das Gegenteil dessen wahrgenommen zu werden, was er nach vorne stellen will. Natürlich ist die Werbung eine naheliegende Herangehensweise. Weil es durchaus herausfordernd für einen Mediator ist, Werbung zu betreiben, befasst sich der Beitrag Marketing ausführlich mit der Frage. Entscheidend ist eine auf die Mediation abgestimmte Public Relation (Öffentlichkeitsarbeit) verbunden mit einer inbound-Marketingstrategie, mit der eine Zielgruppe regelmäßig mit eher qualitätsbezogenen Informationen versorgt wird. Der Thinktank bietet dafür eine ideale Plattform und die erforderliche Unterstützung. Was die Mediation braucht, ist keine Werbung, sondern Aufklärung. Wenn die Mediation verstanden wird, wirbt sie für sich selbst. Lesen Sie mehr über die damit verbundenen Schwierigkeiten im Beitrag Implementierung.

Mediation mit der Presse

Es kann auch vorkommen, dass die Presse für die Arbeit am Fall heranzuziehen ist. Das ist besonders bei Mediationen im öffentlichen Bereich der Fall. Wie sonst soll die Öffentlichkeit auf das konkrete Verfahren aufmerksam werden, um sich gegebenenfalls daran zu beteiligen. Die Presse wird jetzt ein zu definierender Teil des Verfahrens. Natürlich hat die Presse und in gewisser Weise auch die Öffentlichkeit ein eigenes Interesse an der Berichterstattung wenn es beispielsweise um einen kommunalen Streit geht. Es ist zu beobachten, dass es besonders dann, wenn die Mediation erfolglos verläuft, zu Berichten über die Gründe des Scheiterns berichtet werden. Die Presse wird auch von den aufgebrachten Parteien gerne zum Nachtreten benutzt. Wir bewegen uns in einem politischen Bereich, wo jeder Politiker die Presse nutzt, um sich nach vorne zu stellen. Leider scheint das nur zu gelingen, wenn andere schlecht gemacht werden. Für den oder die Mediatoren kommt es jetzt darauf an, mit der Presse zusammenzuarbeiten. Wie in dem Artikel [/article1198||Der Deal mit der Presse] dargelegt, sollte die Presse genau darüber informiert werden, was die Voraussetzungen sind, damit die Mediation gelingt und welche Rolle der Presse dabei zukommt. Es ist in jedem Fall gut, wenn der Mediator eine Kontrolle über die Veröffentlichungen behält und sich mit der Presse abstimmt, wie eine zur Eskalation und zur Polarisierung führende Berichterstattung zu vermeiden ist. Nähere Ausführungen dazu finden Sie im Beitrag Großmediation.

Presse mit der Mediation

Die Presse hat eine Verantwortung und die Entscheidung zu treffen, ob sie die Idee der Mediation unterstützt oder nicht. Es könnte schwierig sein, die Nachrichten in der Sprache und im Denken der Mediation zu verfassen. Sie ist so unspektakulär wie eine gefilmte Mediation. Da streitet keiner. Nioemand greift den anderen an und auch Beleidigungen kommen nicht vor.2 Nachrichten lassen sich besser verkaufen, wenn sie sensationell sind. Propaganda ist leichtgängiger als Information. Sie braucht keinen Faktencheck. Nachrichten, die auf Feindbildern aufbauen, werden besser verstanden. Erst recht, wenn sie wiedergeben, was die Zielgruppe hören will. Sie müssen nur den Informationsfilter ihrer Leserschaft durchdringen, die Informationsblase ihrer Zielgruppe befeuern und sich in der Vorstellungswelt ihrer Leser oder Zuschauer bewegen, um attraktiv zu sein.3 Gewalt verkauft sich gut. Auch Meinungen lassen sich besser verkaufen als Fakten. Davon gibt es nämlich sehr wenig.

Was würde passieren, wenn die Presse die Sprache der Mediation verwendet? Ein Framing würde nicht nur vermieden, sondern aufgedeckt. Bedeutungen würden nicht benutzt, sondern hinterfragt, Meinungen würden als solche kenntlich gemacht und nicht wie Fakten behandelt. Es findet stets ein Faktencheck statt, (Vor-)verurteilungen unterbleiben. Lösungen werden ausgeblendet. Informationen werden nicht weggelassen und wenn, wird die Informtionslücke aufgedeckt. Polarisierungen werden vermieden. Statt Feindbildern würde das Gemeinsame nach vorne gestellt und der Nutzen hinterfragt. Alle Informationen werden stets in den (richtigen) Kontext gestellt.4 Wer würde so etwas lesen wollen? Um einen Eindruck zu bekommen, wie eine solche Berichterstattung wirkt, wurde das Projekt Open your Eyes eingerichtet.

Henrichs hat die Schnittstelle vom Journalismus zur Mediation herausgestellt. Sie führt in dem Beitrag Was Journalismus von der Mediation lernen kann eindrucksvoll die Parallellen der Haltung des Mediators und der Journalisten auf, was die Verwendung von mediativen Techniken nahelegt.5 Die Frage ist, ob nicht auch die Bewvölkerung von der Mediation lernen muss, damit sie mit mediativen Nachrichten umgehen kann.

Bedeutung für die Mediation

Faucault lenkte den Blick über das was wahr ist auf die Frage, wie wir mit der Wahrheit umgehen. Diese Frage sollte gesellschaftsweit nicht nur thematisiert, sondern offenbart werden. Auch wie wie mit Gefühlen umgehen, statt sie auszunutzen wäre ein Thema, mit dem sich der Journalismus, die Politik und die Gesellschaft auseinandersetzen muss. Sowohl Politiker wie Journalisten haben dafür eine Vorbildfunktion. Die Mediation verbreitet sich am besten, wenn sie in den Alltag integriert und gelebt wird. Dazu bedarf es nicht zwingend eines formalen Verfahrens. Entscheidend ist, wie sich ihr Denken im Handeln verwirklicht.

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2023-10-06 17:43 / Version 20.

Aliase: Journalismus
Siehe auch: Der Deal mit der Presse
Prüfvermerk: -

2 Machen Sie sich selbst ein Bild: Einführungsvideo
3 Siehe dazu auch den Beitrag Down the Rabbit Hole und Informationen
4 Siehe dazu die Ausführungen im Beitrag Rhetorik und Reframing


Based on work by Arthur Trossen und Bernard Sfez und anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Freitag März 29, 2024 10:33:41 CET.

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