Lade...
 

Die Institutionalisierung der Mediation

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zum Fachbuch Mediation in der Wiki-Abteilung Wissen. Sie befinden sich auf der Themenseite Staat und Gesellschaft , die dem Titel des 12. Buchabschnitts Staat zugeordnet wird. Beachten Sie bitte auch:

Staat Institutionalisierung Gütestellen Vergleichsbehörde OS-Plattform Ad-hoc-Mediation institutionelle Mediation 

Worum es geht: Es gibt Angebote und Verpflichtungen zur Inanspruchnahme der Mediation. Darüber hinaus gibt es Organisationen und Institutionen, die zum Teil auch staatlich unterstützt, dazu beitragen sollen, die Mediation zu Festigen und ihre Implementierung zu fördern.

Einführung und Inhalt: In der Schiedsgerichtsbarkeit gibt es die Unterscheidung zwischen einer sogenannten ad hoc und einer institutionalisierten Schiedsgerichtsbarkeit. Unglücklicherweise wurden diese Begriffe in die Mediation übernommen. Die beiden unterschiedlichen Formate werden also auch für die Mediation definiert. Jeder Mediator und vor allem die sich der Institutionalisierung bedienenden Institutionen müssen sich damit auseinendersetzen.

Der Bedarf zur Verfestigung

Laut Duden bedeutet die Institutionalisierung, etwas in eine gesellschaftlich anerkannte, feste Form bringen.1 Das Bemühen um die Einführung der Mediation wird deutlicher, wenn der Begriff Institution nachgeschlagen wird. Der Duden bietet dazu zwei Bedeungszuschreibungen an2 :

  1. Institution ist die einem bestimmten Bereich zugeordnete gesellschaftliche, staatliche, kirchliche Einrichtung, die dem Wohl oder Nutzen des Einzelnen oder der Allgemeinheit dient
  2. Institution ist eine bestimmten stabilen Mustern folgende Form menschlichen Zusammenlebens

Die zweite Deutung kommt der Mediation entgegen. Die Mediation bietet ein stabiles Muster für einen Entscheidungsprozess an. Es verwirklicht sich zunächst in der formellen Mediation als Verfahren aber auch im erweiterten Mediationsradius als Kompetenz. Folgt man der kognitiven Mediationstheorie, liegt das Muster (des nutzenorientierten Denkens und des vermittelnden Kommunizierens) auf der Hand. Mit dem Begriff der Institutionalisierung kann also eine Verfestigung gemeint sein. Eine andere Deutung stellt auf die dahinter verborgene Organisationsform ab. Damit rückt das Wort Institut in den Vordergrund. Das Institut stammt vom lateinischen Wort institutum ab, was so viel wie Einrichtung oder Gründung bedeutet.

Hintergründe der Institutionalisierung

Das Interesse einzelner Institutionen (Einrichtungen), eigene Formate und Regeln zur Mediation herzustellen, kann durchaus darin begründet sein, die Qualität der Mediation verbessern zu wollen. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Ausbildungsverordnung nur einen Mindeststandard regelt, hat der Gesetzgeber nicht nur einen gewollten Spielraum für Konzepte zur Qualitätsverbesserung der Mediation eingeräumt. Er hat dafür zugleich einen Bedarf geschaffen.

Indem die Institutionen die Herausforderung zur Qualitätsverbesserung annehmen und eigene Standards und Regeln entwickeln, können sie ihre Identität entwickeln und sich besser gegen andere Institutionen abgrenzen. Die Mediation kann sogar eine eigene Bezeichnung bekommen, mit der sie der Institution zugeordnet wird.3 Spätestens jetzt wird die Institutionalisierung zu einem Instrument des Wettbewerbs.4 Es liegt nahe, wenn die Institutionen herausstellen: "Wir können eine bessere Qualität anbieten, weil wir eigene Standards und Regeln entwickelt und sogar eine Mediationsordnung erlassen haben". Es ist sicherlich ihr Verdienst, darauf hinzuweisen. Die Frage ist nur, inwieweit diese Strategie zur Förderung der Mediation beiträgt.

Systematische Einordnung in die Mediation

Die von Instituten entwickelten Formate werden als institutionelle Mediation bezeichnet. Sie grenzen sich von der sogenannten Ad-hoc-Mediation ab. In der Systematik der Mediation werden diese Mediationen (je nach Ausgestaltung) als Mediationsformate erfasst. Damit wird deutlich, dass es sich weder um ein Mediationkonzept, noch um eine eigenständige Mediationsart handelt, wenn die Standards nichts anderes ergeben.

Ad-hoc-Mediation

Das ist ein ganz normales Mediationsformat, das von einem freien Mediator angeboten wir. Dieser Begriff wurde eingeführt, um sich von der s Format wurde als wird gegenüber der institutionellen Mediation abgrenzen zu können.

institutionelle Mediation

Das ist ein Format, das von Verbänden, Institutionen und gegebenenfalls von Unternehmen angeboten wird. Meist werden nur Mediatoren vermittelt, die der Entität angehören. Oft wird neben der Mediation ausch die Zuführung, Abwicklung und die Qualitätskontrolle von der Institution übernommen.


Das Mediationsverzeichnis erfasst aktuell 179 Varianten und Bezeichnungen für Mediation. Manche dieser Bezeichnungen stellen lediglich einen Phantasienamen dar, um den Anschein zu erwecken, dass das Angebot ein Alleinstellungsmerkmal beitze und sich von anderen Mediationsangeboten unterscheidet. Durch die Einordnung in die Mediationssystematik können diese Fälle aufgedeckt werden. Auch die institutionalisierte Mediation muss keine besondere oder abweichende Variante darstellen und nicht einmal einen eigenen Namen haben. Sie werden daran erkennbar, dass das Angebot in erster Linie über die Institution erfolgt, ein Weg zur Auswahl und Kontrolle des Mediators und ein von der Institution ausgehendes Qualitätsmanagement angeboten wird, das bis hin zu einer Schlichtung bei Mediationsstreitigkeiten reichen kann. Ein Indiz ist das Vorliegen eines institutsgebundenen Mediatorenverzeichnisses. Es wird versucht, diese Fälle bei den Mediatorenverzeichnissen zu listen. Im übrigen werden Institutionen, die sich im Rahmen der Mediation einen Namen gemacht haben, im Institutionenverzeichnis aufgeführt.

  Aktionshinweis

Helfen Sie die Liste der Mediationsverzeichnisse zu vervollständigen und tragen Sie dazu bei, dass wirklich alle Verzeichnisse und die dahinter stehenden Organisationen erfasst werden.

Reglementierung der Mediation

Die Instrumentalisierung geht mit einer Reglementierung einher. Es gibt verschiedene Anläufe, die Mediation zu reglementieren. Manche Verbände wollen die Ausbildungsverordnung (nach ihrem Vorbild) ändern, um höherwertige Mediationen zu gewährleisten. Andere versuchen die Mediation zu verkammern, sodass eine bessere Kontrolle besteht, wer Mediator wird und wer nicht. Die Bemühungen haben einen sinnvollen Hintergrund. Es bestehen jedoch Zweifel, ob die Reglementierung der Mediation außer denen, die die Regeln vorgeben, einen Vorteil bringt. Wer damit beginnt, das Mediationsverfahren zu reglementieren, wird schnell bemerken, dass er vom Hölzchen auf's Stöckchen kommt. Die Mediation ist ein flexibler Prozess, der algorithmisch nicht zu erfassen ist. Sie ist ein höchst privates Vorgehen (und eine höchst menbschliche Angelegenheit), die sich nicht verstaatlichen lässt.

Förderung der Mediation

Dass sich die Institute abgrenzen, ist sicher ein Teil des Spiels. Wettbewerb kann Entwicklungen fördern. Wenn der Wettbewerb aber dazu führt, den Kunden zu verwirren, erreicht er das Gegenteil. Auch der Fachwelt bleibt oft verborgen, warum was besser sein soll und was das mit der Mediation zu tun hat. Es kommt zu einem Spannungsverhältnis. Der Wettbewerb erwartet einen Informationsvorsprung, der zur Intransparenz führt. Die Entwicklung der Mediation erwartet maximale Transparenz, bis in der Fachwelt geklärt ist, was darunter genau zu verstehen ist. Das BMJV hat erstmals in der Zeit von 2020 bis 2021 eine Onlineserie von Workshops veranstaltet, die den Teilnehmerkreis weit über die B- und D-Verbände ausgeweitet hat. Das Angebot wurde von bis zu 100 Vertretern von Instituitionen angenommen. Es hat sich herausgestellt, wie groß der Bedarf für einen Informationsaustausch ist. Es gab auch verhaltene Kritik den Verbänden gegenüber, dass ein derartiges Forum wo alle teilnehmen und sich austauschen können nicht (mehr) existiert. Die geeignete Strategie zur Förderung der Mediation kombiniert den Wettbewerb im Angebot mit der Kooperation bei der Entwicklung im Rah,en einer Coopetition.

Die Mediationslandschaft bedient sich der konventioneller Strategien. Es werden Systeme geschaffen, die als Repräsentanten der Mediation in Erscheinung treten. Eines dieser Systeme ist die Etablierung des Verfahrens der Mediation. Andere Systeme sind die Verbände, die sich als Repräsentanten der Mediation vorstellen. Die Gefahr, sich in Machtstrukturen einzubinden, die dem Charakter der Mediation nicht entsprechen, ist groß. Sie prägen die Mediationslandschaft und die Art und Weise ihrer Implementierung. Ob und wie die zu Entwicklung zur Stärkung der Mediation beitragen kann, ist das Thema von Beiträgen, die sich mit der Implementierung der Mediation auseinandersetzen.

Implementierung Coopetition 

Bedeutung für die Mediation

Die Institutionalisierung ist ein Mittel zur Förderung der Mediation. Sie kann ihr aber auch im Wege stehen. Die Mediation ist anders!. Der Umgang mit der Mediation sollte sich dieser Andersartigkeit stellen und sie in sich aufnehmen. Die Mediation verwirklicht sich aus sich selbst heraus, wenn jede Maßnahme, die Mediation betreffend an den Grundsätzen der Mediation zu messen ist. Wenn die Institutionalisierung der Mediation eine Orientierungshilfe darstellt, kommt sie der Mediation entgegen. Das Gleiche gilt, wenn sie das mediative Denken verfestigt. Eine Festlegung des Verfahrens könnte dem Charakter der Mediation widersprechen.

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2024-02-29 11:02 / Version 74.

Alias: Institutionalisierung,
Siehe auch: institutionelleMediation, Ad-hoc-Mediation, Mediationsordnung, Implementierung, Die Stärkung der Mediation
Literaturempfehlung: Mediation-ungeregelt
Bemerkung: Aktionshinweis, Produkthinweis
Prüfvermerk:


Based on work by Arthur Trossen und anonymous contributor und Bernard Sfez . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Donnerstag März 28, 2024 11:03:00 CET.

Durchschnittliche Lesedauer: 6 Minuten