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Mediation im Alltag - Fälle ohne Ende

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zur Rubrik Mediationsfälle in der Wiki-Abteilung Praxis. Sie befinden sich auf der Seite Alltag. Es geht um die Frage, ob und wie die Mediation im Alltag zur Geltung kommen kann. Beachten Sie bitte auch:

Mediationsfälle Alltag Erfahrungen Problemlöser

Worum es geht: Im Beitrag über die Fallsuche wurde bereits empfohlen, in Konflikten statt in Fällen zu denken. Konflikte gibt es überall und jederzeit. Nicht immer bedarf es eines komplizierten Verfahrens und teurer Dienstleistungen, um den Konflikt beizulegen. Kann die Mediation bei den vielen alltäglichen Konflikten auch behilflich sein?

Einführung und Inhalt: Die Antwort lautet eindeutig ja, wenn auf die Kompetenz der Mediation abgestellt wird. Nicht jeder Fall erfordert die professionelle Unterstützung eines neutralen Dritten. Auch wenn das Mediationsgesetz den Grundsatz der fehlenden Entscheidungsbefugnis sogar im Gesetzeswortlaut herausstellt, gelingt die Mediation methodisch auch in alltäglichen Konstellationen. Wer die Mediation als ein Verfahren im formellen Sinne versteht, wird davon ausgehen, dass eine Mediation nur mit einem Mediator gelingt, wenn alle Parteien dem Verfahren zustimmen. Fehlt eine der genannten Voraussetzungen, folgt der konsequente Einwand:

"Das geht doch nicht", "Das ist keine Mediation!",
"Du bist ein Entscheider, kein Mediator" oder "Die Parreien sind nicht freiwllig da", usw.


Die Einwände sind richtig und falsch zugleich. Sie werden deshalb unter den falschen Mythen aufgeführt. Sie sind gegebenenfalls richtig, wenn sie sich auf das Verfahren i.S.d. §1 Mediationsgesetz beziehen. Aber selbst dann gibt es noch Möglichkeiten, eine erfolgreiche Mediation durchzuführen. Die Einwendungen sind ein formales Argument. Substanziell betrachtet, ignorieren sie die Mediationskompetenz und die Handlungsoptionen des Mediators. Die substanzielle Sicht auf die Mediation macht sich besonders im Alltag bemerkbar.

Und es geht doch!

Die Mediation funktioniert durchaus auch dann, wenn sie in einem anderen Container (Vorgang) zur Anwendung kommt, man muss nur wissen wie. Der Unterschied ergibt sich zunächst aus der Unterscheidung zwischen Verfahren und Methode und dann aus der Herleitung der Mediationsgrundsätze. Versteht man die Mediation als einen Kognitionsprozess, eröffnen sich Möglichkeiten ihrer Anwendung in einem größeren Radius bis in den Alltag und mediationsfremden Dienstleistungen hinein, wie etwa die anwaltliche Beratung oder die Therapie. Die zu dieser Anwendung führende Erkenntnis lautet:

 Merke:
Leitsatz 6137 - Verstehen ist immer möglich. Wenn die Mediation als eine Vermittlung verstanden wird, entfaltet sie ihre Wirkung auch außerhalb der Mediation im Verständnis eines formellen Verfahrens.

Wenn Verstehen immer möglich ist, dann ist auch das Vermitteln von Verstehen immer möglich. Das ist jedenfalls der Ausgangsgedanke der integrierten Mediation. Mit diesem Ansastz wird die Mediation als Kompetenz verstanden, die methodisch und völlig legal auch in anderen Kontexten anwendbar ist. Also auch dort, wo die Mediation zwar sinnvoll wäre, aber entweder abgelehnt wird oder aus anderen, finanziellen oder technischen Gründen nicht realisierbar ist. 

Die Integrationskompetenz der Mediation 

Kaum zu glauben, aber wahr

Der Fokus wird auf die Kompetenz gerichtet, nicht auf das Verfahren. Verstehen wird als Erkenntnisvorgang verstanden wobei die Vermittlung des Verstehens (der gewonnenen Erkenntnisse) seine Verwirklichung darstellt. Die Kognitionstheorie erlaubt das herausfiltern der funktionalen Einheiten, welche die Mediation zum Erfolg führt. Gelingt es diese funktionalen Einheiten (Elemente der Mediation) zu extrahieren und in anderen Prozessen zusammenzusetzen stellt sich der gleiche Erfolg her.

Legale Einschränkungen

Wenn man die Verfahren als Container betrachtet, sind die Inhalte (Methoden) austauschbar, solange sie in den Container passen. Bei einer Beratung bildet das Recht der Beratung den Container. Bei einer Alltagsanwendung oder einer Verhandlung, ist die Verhandlung der Container. Eine Berater wäre es verwehrt, die Mediation anzuwenden. Er würde gegen das Verbot der Vor- oder Nachbefassung verstoßen. Die Mediation stünde ihm nicht als Container zur Verfügung. Wohl aber kann er die Erkenntnisse verwenden, die den Verstehensprozess beschreiben. Verstehen ist stets die Grundlage und sie ist in jeder Anwendungsform hilfreich. Wer in der Lage ist, verstehen zu vermitteln, kann besser verhandeln und seine Alltagsprobleme besser klären.

 Merke:
Leitsatz 6138 - Die Mediation darf nicht als formelles Verfahren (also als ein Container) angeboten werden. Ihre Methodik und Kompetenz ist aber in anderen Verfahren und Vorgängen (Containern) verwertbar!

Rentabilität

Die wirtschaftliche und soziale Verwertbarkeit folgt der erweiterten Kompetenz. Die Kunden werden es zu schätzen wissen, wenn etwa der Berater näher auf sie eingehen kann, ihre Interessen präzise herausfiltert neue Lösungen mit den Klienten entwickelt und diese noch dem Kontrahenten vermitteln kann.

Erlernbarkeit

Es hat sich herausgestellt, dass sie Anwendung der integrierten Mediation höhere Anforderungen gesetzt als eine Standardanwendung. Die Verwendung der meditativen Elemente ist in einem Umfeld, das nicht auf die Durchführung einer Mediation eingestelt ist schwieriger zu realisieren. Dafür gibt es aber auch Möglichkeiten, die dem Mediator nicht zur Verfügung stehen. Der Sachbearbeiter beispielsweise hat Kontrolle über den Vorgang und kann schon im Vorfeld einer reinen Mediation entsprechende Weichen stellen.

Anwendung

Jede Form von Verhandlung.Die Mediatiion kann aus der Situation entwickelt werden1 . Auch ist es möglich, die Verhandlung oder das Personalgespräch in einen kooperativen, nutzenorientierten Vorgang zu konvertieren2 .

Bedeutung für die Mediation

Die Ungenauigkeit des Begriffs Mediation wurde bereits in vielen Beiträgen angesprochen. Einmal wird der Begriff synonym mit der Streitvermitlung verwendet, ein andres Mal wird er mit der Schlichtung verwechselt. Das Mediationsgesetz führt den Begriff des Mediationsverfahren ein, obwohl es die Mediation als ein Verfahren definiert hat, usw.

Je nach dem Mediationsverständnis führt ihre Verwendung in einen erweiterten Mediationsradius, bei dem nicht auf formale Eckdaten zur Definition eines Verfahrens im juristischen Verständnis abgestellt wird, sondern in ein psychologisches Verfahrensverständnis, sodass aus dem Verfahren ein Vorgang wird.

Sobald Sie in der Mediation die konzentrierte Kompetenz zur Verstehensvermittlung erkennen, werden Sie versuchen, diese Kompetenz zu nutzen, wo immer sie hilfreich ist. Danmit erschließen sich Anwendungsmöglichkeiten bis in jeden Entscheidungsprozess hinein. Es wäre dumm, diese Kompetenz nicht zu nutzen.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2024-03-02 19:39 / Version 74.

Aliase: Alltagsanwendung
Siehe auch: Dienstleistung


Based on work by Arthur Trossen und Bernard Sfez und anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Dienstag März 19, 2024 10:45:16 CET.

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