Phase 2: Themensammlung
Darum geht es?
Inhaltsverzeichnis
Bezeichnung
Themensammlung / Bestandsaufnahme
Auch diese Bezeichnungen legen unterschiedliche herangehensweisen offen. Die Themensammlung ist zum Beispiel bei Meditationen mit mehreren Beteiligten angebracht. Die Bestandsaufnahme bewährt sich in Konflikten mit wenig Beteiligten. Die unterschiedlichen Herangehensweisen werden im Gliederungspunkt Gestaltung besprochen.
Um die Bedeutung der 2.Phase besser herauszustellen, wird vorgeschlagen, von einer Themenvereinbarung zu sprechen. So wird klargestellt, dass die Themenvereinbarung den Verfahrensgegenstand festlegt und mit der Erlaubnis gleichgesetzt wird, über die vereinbarten Themen sprechen zu dürfen.
Auftrag
- Der Auftrag der Phase zwei lautet zunächst, den Streit genau zu identifizieren. Es geht darum, die "kaputte Welt" zu erkennen, um die Positionen und Gegenpositionen herauszufiltern.
- Der nächste Auftrag lautet, die Positionen in Themen zu überführen. wenn es keine streitigen Positionen gibt sondern nur eine offene Frage können Themen dennoch identifiziert werden.
- Schließlich hat der Mediator den Mediationsgegenstand festzulegen.
Gestaltung
Es gibt 4 Varianten die Phase 2 durchzuführen. Der Mediator stimmt mit den Parteien ab, welche die geignetste ist.
- Bestandsaufnahme
- Diese Vorgehensweise wird auch als Sachverhaltsmethode bezeichnet. Der Mediator fordert die Parteien auf den Sachverhalt/das Problem oder zu schildern, was ihnen auf dem Herzen liegt. Erhöhten Parteien aufmerksam zu und achtet darauf hin wie selektiert wird, wo Schwerpunkte gesetzt werden und wie die emotionale Beteiligung ist bei Beziehungskonflikten achtet er auch auf den Umgang miteinander. Er meldet die Positionen zurück und vereinbart das übergeordnete Thema. So verfährt er bis alle Themen Partei für Partei gesammelt wurden.
- Themensammlung
- Bei der Themensammlung fordert der Mediator die Parteien auf, die Themen zu nennen über die zu verhandeln sei. Erfahrungsgemäß werden die Parteien statt Themen eher Gründe und Interessen aufführen oder Lösungen. Die Themensammlung muss also in einem zweiten Schritt überarbeitet werden.
- Kärtchenmethode
- Die Kärtchenmethode ist eine Themensammlung mit dem Unterschied dass die Themen auf Kärtchen geschrieben werden
- Mix
- Selbstverständlich können die Methoden auch sequenziell oder parallel gemischt werden.
Ablauf
Der schematisierte Ablauf einer Phase 2 könnte wie folgt verlaufen:
Ablauf bei Sachverhaltsmethode:
- Erläuterung der Phase
- Aufforderung das Problem / den Fall zu schildern
- Wer fängt an - Spiel
- Zusammenfassung, Positionen herausarbeiten, Themen dazu bilden.
- dto mit Gegenpartei
- Vergewissern, ob es weitere Themen gibt
- Themenfolge festlegen
- Zusammenfassen
Ablauf bei Themensammlung und Kärtchenmethode:
- Erläuterung der Phase
- Aufforderung, Themen zu nennen
- Themenfolge festlegen
- Zusammenfassen
Werkzeuge
Was die Verwendung der Werkzeuge anbelangt, mag auf die Methodik und das Verzeichnis der Techniken verwiesen sein. Eine Zusammenstellung der in Phase 2 zu verwendenden Werkzeuge finden Sie unter der methodischen Zuordnung:
Bestandsaufnahme: Methoden und Techniken der zweiten Phase Checkliste Phasenablauf
Die wichtigste Technik ist die Zusammenfassung, bei der die Positionen herausgearbeitet werden.
Etappenziel
Der Streit ist genau identifiziert. Die zur Lösung führenden (die klärenden Fragen) sind festgelegt und vereinbart. Ideal ist es, wenn die Themen jeweils einen Konflikt repräsentieren1 . Der Widerspruch (das Dilemma oder die gegensätzlichen Positionen) wird von den Parteien akzeptiert (kognitive Dissonanz). Es gibt ein Streitbekenntnis (noch kein Konfliktbekenntnis!).
Herausforderungen
Es ist eine Stilfrage wie der Mediator mit dieser Phase umgeht. Manche halten den Ball flach, manche lassen laufen. Theoretisch ist es die letzte Phase, wo die Parteien Gelegenheit zum Streiten haben. Wenn die Parteien streiten informieren Sie über die Art wie sie miteinander umgehen und die Gewichtung des Problems.
- Positionen
- Der Mediator achtet auf die Positionen, um sie einem Thema zuzuführen. Das Thema beinhaltet die Position ebenso wie die Gegenposition und neutralisiert den Widerspruch zwischen Position und Gegenposition2 .
- Themen
- Für die Navigation durch die Mediation und das Verständnis der zu erörternden Konflikte ist es geschickt, wenn der Mediator darauf achtet, dass jedes Thema mit einem Konflikt verknüpft wird und diesen repräsentiert. So kann er die Themenlogik der Mediation verwirklichen3 .
- Erlaubnis
- Die Themen stellen den Verfahrensgegenstand her. Sie müssen abgestimmt (vereinbart) sein, weil sich daraus die Erlaubnis über das Thema zu sprechen ableitet. Wer über ein anderes Thema spircht bewegt sich aus dem Verfahren heraus. Es ist deshalb wichtig, die Themen auf die Konflikte zu beziehen und Argumente, Positionen und Motive nicht mit Themen zu verwechseln!4
- Widerspruch
- Mitunter verweigern die Parteien über ein Thema zu reden. Es ist schon ein Fortschritt, wenn sie das Thema über das zu reden ist eingestehen. Das ist hilfreich bei der Identifikation der Konflikte. Ob über das Thema gesprochen wird oder nicht ist eine andere Frage. Die Verweigerung bedeutet nicht immer das über das Thema nicht gesprochen wird, sondern dass man der damit verbundenen Lösung nicht zustimmen will. Man will aber, dass der eigene Standpunkt akzeptiert wird. Das beste Mittel, um dies zu erreichen, ist über das Thema zu reden. In jedem Fall sollte der Mediator herausfinden, worauf die Aversion beruht5 .
- Visualisierung
- Bei einem Streit über Themen es geschickt, die vorgeschlagenen Themen auf einem Flipchart für jede Partei gesondert zu visualisieren, um nachzuweisen wo Übereinstimmung besteht oder nicht. Hinsichtlich der nicht zugestandenen Themen sollte deren Relevanz erörtert werden und der mögliche Lösungsrahmen falls diese Themen unangesprochen bleiben6 .
Phasenabschluss
Die Phase kann abgeschlossen werden, wenn der "Krieg" bekannt ist und eingestanden wurde. Der Mediator und die Parteien wissen, ob und gegebenenfalls welche Themen (Konflikte) außer den genannten noch im Raume stehen. Diese Information wird auch dann abgefragt, wenn über einzelne Themen nicht gesprochen werden soll.
Bedeutung für die Mediation
In der 2.Phase darf und soll gestritten werden. Es ist wichtig, dass die Parteien ihre Argumente anbringen können. Die streitigen Positionen werden herausgearbeitet, damit sie zunächst in Themen und dann in Motiven aufgelöst werden können. So werden die Gedanken der Parteien aus dem Problem herausgeführt.
Was tun wenn ...
- Die Partei möchte nicht über ein Thema sprechen
- Die Parteien fallen immer wieder in den Streit zurück
- Den Parteien fallen keine Themen ein
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Interventionenverzeichnis
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Bearbeitungsstand: 2019-12-03 07:45 / Version 48.
Alias: Phase 2, Themensammlung, Bestandsaufnahme, Themenvereinbarung
Siehe auch: Phasenlogik, Ablauf, Struktur
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