Lade...
 

Die Heilkraft der Mediation

Laut Wikipedia ist unter Heilung die Herstellung oder Wiederherstellung der körperlichen und seelischen Integrität aus einem Leiden oder einer Krankheit, oder die Überwindung einer Versehrtheit oder Verletzung durch Genesung zu verstehen.1 Zumindest die seelische Integrität ist auch ein Thema der Mediation.


Das Wort Medi-ation liegt schon begrifflich nah bei der Medi-tation und der Medi-zin. In der Antike ist die Mitte ein Ausdruck von Balance und diese wiederum ein Ausdruck von Gesundheit. Viele meinen deshalb, die Mediation, die ja auch eine (innere) Mitte sucht, sei zugleich ein Prozess der Heilung. Diese Auffassung ist nur bedingt richtig.

Zutreffend ist, dass sich eine Heilung (etwa von Beziehung oder bezüglich der Sicht auf sich selbst) in der Mediation durchaus herstellen kann. Teilnehmer einer Mediationsausbildung berichten häufig, wie sich ihr Leben durch die Ausbildung verändert hat. Sie gehen anders mit sich und anderen um.2 Ihr Denken hat sich geändert. Sie müssen sich nicht mehr so oft aufregen und sind wesentlich gelassener als zuvor. Konflikte haben eine andere Bedeutung bekommen. Sie werden als Herausforderung gesehen, die dazu bei trägt, sich besser kennen zu lernen. Bei Medianden ist der Effekt nicht so groß. Er ist aber durchaus wahrnehmbar. Nicht selten sind Medianden so fasziniert von dem Vorgang der Mediation, dass sie sich selbst für eine Ausbildung interessieren.3

Psychische Gesundheit

Mit der Heilung kommt ihr Zweck, also die Gesundung in den Mittelpunkt des Denkens. Damit kommt die Frage auf, was denn überhaupt Gesundheit bedeutet. Weil sich die Mediation weniger um das körperliche Wohlbefinden bemüht, steht die psychische Gesundheit im Vordergrund. Die Definition ist komplex und einfach zugleich. Sie hat auch einen philosophischen Bezug. Laut Psychonet bedeutet psychische Gesundheit, "dass sich ein Mensch seelisch und geistig wohl fühlt. Eine Art Idealzustand, in dem ein Mensch sein Potential voll ausschöpfen kann, um mit Belastungen und Stress in seinem Leben fertig zu werden. Dank einer gesunden Psyche kann ein Mensch bei seiner Arbeit leistungsfähig sein".4 Der philosophische Bezug mündet in die Frage, wer bestimmt wann sich ein Mensch seelisch und geistig wohl fühlt. Es mag unterstellt werden, dass sich auch ein Verschwörungstheoretiker in seiner abstrusen Gedankenwelt durchaus zu Hause und wohlfühlt. Er ist also in psychologischer Hinsicht nicht krank. Er ist aber trotzdem von einer Ballance weit entfernt. Vielleicht könnte die Mediation ergänzend zur Heilkunst herangezogen werden?

Schnittstelle Mediation

Für den Mediator lautet die Antwort eindeutig "Ja". Die Mediation kann eine Heilung herbeiführen. Allerdings kann die Heilung in einem ergebnisoffenen Verfahren kein Ziel sein. Die Mediation basiert auf der Selbstbestimmtheit. Sie räumt dem Menschen also auch durchaus ein Recht ein, sein Unglück selbst zu bestimmen. Das gilt zumindest so lange, wie er krankheitsbedingt oder altersbedingt daran nicht gehindert ist. Diese Frage betrifft die Mediationsfähigkeit.

Dass die Mediation durchaus zu einer Heilung führen kann, gibt das folgende Beispiel:

{EXAMPLE()}Mediation zur Heilung einer Beziehung: Ein Ehepaar kommt zum Mediator, weil die Ehe schlecht verläuft und beide daran interessiert sind, die Situation zu verbessern. Der Mediator weist darauf hin, dass die Mediation ergebnisoffen ist. Eine Heilung sei möglich, aber nicht zwingend. Tatsächlich hatte es sich dann herausgestellt, dass die Eheleute gar nicht zueinander passten. Das wurde ihnen in der Mediation bewusst, sodass sie sich danach im Einvernehmen getrennt haben. {EXAMPLE}

Die Heilung der Beziehung hat ganz sicher eine Rückkopplung zum Individuum. Sie ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern ein häufig vorkommendes Ergebnis der Mediation. Allerdings ist die Heilung nicht ihr Zweck. Das wäre die Aufgabe der Therapie. Sie ist allerdings ein Nebeneffekt.

Abgrenzung zur Therapie

Die Mediation ist ein Klärungsprozess mit dem Ziel, eine erkenntnisbasierte Lösung zu finden. Sie stellt keine Behandlung dar und basiert nicht auf einer Diagnose. Allerdings kann sie Erkenntgnisse ermöglichen, die die Sicht auf sich und den Gegner verändern und deshalb eine heilsame Wirkung erzielen. Die Mediation gibt also durchaus Haltungsimpulse. Erst wenn diese Impulse nicht zur Selbstheilung reichen, wird eine Fremdbehandlung erforderlich.

Bedeutung für die Mediation

Wenn die Heilung nur ein Nebeneffekt der Mediation ist, darf sie nicht versprochen werden. Sie kann aber als eine Möglichkeit in Aussicht gestellt werden. Wer genau hinschaut, erkennt, wie die Verfahren ineinander übergehen. Die Schnittstellen legen eine Kooperation nahe, weshalb Therapeuten, Mediziner, Coaches, Supervisoren zum professionellen Netzwerk eines Mediators oder einer Mediatorin zählen sollten.

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen

Bearbeitungsstand: 2021-11-06 10:17 / Version 6.

Alias: Restauration
Siehe auch: Therapie, Verfahrensabgrenzung
Prüfvermerk: -

1 Siehe Heilung
2 So jedenfalls die Rückmeldungen an den Autor als Trainer.
3 Auch diese Behauptung basiert auf den Erfahrungen des Autors als Trainer.
4 {trackerautoritem trackerId="16" fieldId="103" fieldId2="622" itemId="12073"}


Based on work by Arthur Trossen und anonymous contributor . Last edited by Bernard Sfez
Seite zuletzt geändert am Freitag März 29, 2024 15:45:15 CET.

Durchschnittliche Lesedauer: 3 Minuten