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Die unverfängliche Wortzuteilung

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Die Art und Weise der Wortzuteilung in einem Gespräch fasst verschiedene Techniken zusammen, mit denen ein reibungsloser Gesprächsablauf sichergestellt werden soll.

Wo ist das Problem?

Was wie eine Lappalie klingt, kann sich als ein Fettnäpfchen herausstellen, in das man besser nicht tritt. Erkennen Sie die Fettnäpfchen?

Beispiel 15186 - Der Mediator übergibt das Wort an die Parteien. Er wendet sich dabei an die Ehefrau und sagt: "Fangen Sie mal an, Sie sind eine Frau". In einem anderen Fall begründet er seine Wahl wie folgt: "Fangen Sie mal an. Ladies first". Wieder in einem anderen Fall wendet er sich an den Mann und sagt: "Fangen Sie mal an. Sie sind der Kläger".


Bereits die Auswahl einer Person, die ihren Vortrag beginnen soll ist in einem Verfahren verunglückt, das auf gleicher Augenhöhe basiert. Noch peinlicher ist die jeweils angeführte Begründung. Damit kann der Mediator nur ins Fettnäpfchen treten. Es gibt bessere Optionen, eine Partei zum Gespräch aufzufordern:

Das Wer fängt an Spiel

Der Mediator muss nicht entscheiden, wer zu sprechen anfängt. Er kann die Entscheidung den Parteien überlassen. Er braucht sie nach der Einführung in die jeweilige Phase und der an beide Parteien gerichteten Aufforderung etwa das Problem zu schildern nur fragen: "Wer möchte gerne anfangen?". Jetzt beginnt ein Prozess, weshalb diese Herangehensweise ihren Namen bekommen hat. Es beginnt in den meisten Fällen ein Spiel. Manchmal sogar ein Kampf. Die Frage die aufkommt ist, wer es zu enstcheiden hat wer anfängt. Was wie eine Lapalie klingt, kann für die Parteien eine große Bedeutung haben. Besonders dann, wenn ein Beziehungskonflikt zu Grunde liegt.

Beispiel 15677 - Nachdem der Mediator die Parteien gefragt hat, wer mit Problemschilderung beginnen möchte komm, entsteht zwischen den Parteien ein heftiger Streit. "Du fängst immer an!", moniert die eine Seite. "Das musst Du gerade sagen. Du lässt mich ja nie zu Wort kommen!", erwidert die Gegenseite. "Was sagst du da? Das stimmt doch gar nicht. Du musst doch immer das Sagen haben!", kontert wieder die eine Seite. So geht das Spiel weiter.


Wenn eine Partei einfach loslegt, sollte der Mediator sie sofort unterbrechen und die Gegenseite fragen, ob sie damit einverstanden ist, dass die andere Partei beginnt. Der Mediator sollte die Parteien (besonders bei einem Beziehungskonflikt) in ihrem Verhalten genau beobachten.

Die Windhundtechnik

Das Windhundprinzip ist die Umschreibung von "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Das Windhundverfahren ist beispielsweise eine Methode des Personalrecruitings, bei der potenzielle Bewerberinnen und Bewerber in einem schnellen und effizienten Prozess ausgewählt werden. Das Windhundprinzip kommt oft zur Anwendung, wenn es eine Auswahl bei begrenzten Ressourcen gibt. In der Mediation beschreibt die Windhundtechnik ein Format der Gesprächsaufforderung. Es kommt häufig vor, dass der Mediator einer Partei das Wort erteilen muss. Für welche Partei entscheidet er sich? Die dabei aufkommende Problematik wird im Zusammenhang mit dem Beitrag zur Gesprächsaufforderung beschrieben. Mit der Windhundtechnik umgeht er die Entscheidung und überlässt es den Parteien zu entscheiden, wer das Gespräch beginnt. Wer zuerst etwas sagt, der kann reden. Der Mediator beobachtet genau, wer als erster das Wort ergreift. Meistens ist die Partei, die dominant sein will und die den größten Druck hat. Gegebenenfalls macht es Sinn, die Parteien darauf anzusprechen.

Die Ping-Pong Technik

Besonders bei Familienmediation stellte sich heraus, dass bei bestimmten Themen (zum Beispiel Beziehungen) die eine Partei wie ein Buch reden kann und die andere kaum Einfälle hat was sie sagen könnte. Dann kommt hinzu dass bei langen Gesprächsphasen die zusammen den Punkte nicht gut gegenübergestellt werden können. Die andere Partei hat man kaum eine andere Wahl als einige Punkte heraus zu picken (zu selektieren) oder sie muss sich Notizen machen. Ein weiterer Nachteil eines nicht organisierten (strukturierten) Gesprächs besteht darin, dass sich (von der Partei noch als feindlich empfundene) Argumente häufen und nicht Schritt für Schritt abgearbeitet werden können.

Deshalb empfiehlt es sich bei Meditationen mit wenig Beteiligten (2-3 Personen) die Pingpongtechnik anzuwenden. Ihre Einführung könnte von dem Mediator wie folgt vorgenommen werden:

Beispiel 15678 - Der Mediator sagt: "Wir sind jetzt in Phase drei angelangt. Jetzt geht es darum die Interessen herauszuarbeiten, die später die Kriterien für die optimale Lösung sein sollen". Bestätigung wird eingeholt. "Ich rege an, dass wir in einem Pingpongverfahren vorgehen. Das bedeutet ich werde zuerst mit der einen Partei einen Dialog führen, solange bis ein Interessenpunkt herausgearbeitet wurde. Den werde ich notieren, wobei Sie bitte darauf achten dass der Vermerk auf dem Flipchart mit dem übereinstimmt, was sie denken und fühlen. Im nächsten Schritt wechselt das Ping zum Pong, sodass ich mit der anderen Partei einen Dialog nach dem gleichen Schema führe. Das machen wir so lange, bis alle Interessenpunkte oder Lösungskriterien herausgearbeitet wurden". Bestätigung wird eingeholt. Das Pingpongverfahren wird verabredet.


Bei Anwendung dieser Technik wird es sicher gestellt, dass die Redeanteile in etwa gleichmäßig verteilt werden und dass jede Partei zu jedem Interessenpunkt Gelegenheit hat, sich umfänglich zu äußern. Gleichzeitig verwirklicht sich die Windows-Technik. Während des Dialogs wendet der Mediator das präzise Zuhören an.

Der Redestab

Der Redestab, auch bekannt als "Talking Stick", hat seine Wurzeln in den Traditionen der indigenen Völker Nordamerikas, insbesondere der Stämme der Plains und der Pazifikküstenregionen. Dieses einfache, aber kraftvolle Werkzeug diente in vielen Kulturen als Mittel zur Gewährleistung eines respektvollen und geordneten Dialogs innerhalb der Gemeinschaft. Der Redestab ist nicht nur ein physisches Objekt, sondern auch ein Symbol für den Respekt vor dem gesprochenen Wort und der Meinung des Einzelnen. DerRedestab ist mit dem Fishbowl vergleichbar, wo das Rederecht auch an eine physikalische Bedingu8ng gesknüpft wird.

Einsatzmöglichkeiten ergeben sich für Versammlungen und Beratungen, um eine geregelte und faire Kommunikation zu ermöglichen. In einer Mediation bietet sich das Werkzeug für Mehrparteienmediationen an. Das Prinzip ist einfach: Nur die Person, die den Redestab in der Hand hält, darf sprechen. Alle anderen Teilnehmer müssen schweigen und zuhören, bis sie den Stab in die Hand nehmen dürfen. Diese Praxis stellt sicher, dass jeder eine gleichberechtigte Chance hat, seine Gedanken und Meinungen auszudrücken, ohne unterbrochen zu werden. Wer den Redestab in der Hand hält, ist nicht zum Sprechen verpflichtet. Jetzt konzentriert der Redestab die Aufmerksamkeit.

Es gibt verschiedene Konzepte, wie der Redestab weitergereicht werden kann. Die Aufforderung kann lauten, den Stab nach Beendigung der Rede an den nächsten Nachbarn zur Linken oder zur Rechten weiterzuleiten, an einen Gesprächspartner nach Wahl des Stabinhabers oder dass der Stab immer in die Mitte des Raumes gestellt wird und von jedem redewilligen ergirffen werden muss.

Das Material, aus dem der Redestab besteht ist individuell. Es genügt ein kurzer, nüchterner Stab, oder gar ein Bleispift oder irgendetwas das in der Hand sichtbar wird. Möglich ist auch ein Ball. Der Ball hat den Vorteil, dass er zugewworfen werden kann.

Die Wortergreifung

Den Gegensatz zur Erteilung des Wortes oder der Sprecherlaubnis bildet die Wortergreifung.

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Bearbeitungsstand: 2024-05-20 22:56 / Version 21.

Aliase: Gesprächsaufforderung, Worterteilung
Included: Ping-Pong-Technik, Windhundtechnik, Fang-an-Spiel
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