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Die Abstimmung ergibt einen Kompromiss

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zur Werkzeugsammlung der Wiki-Abteilung Werkzeuge und wird im Archiv abgelegt. Weil der Beitrag eine Mediationstechnik beschreibt, kann er auch dem Abschnitt Methodik der Mediation des Fachbuchs zugeordnet werden.

Werkzeugsystematik Abstimmung systemisches Konsensieren Datenbankeintrag

Die Abstimmung ist ein demokratisches Mittel, um verbindliche Entscheidungen herbeizuführen. Es kann unter Umständen auch in der Mediation angewendet werden. Zu bedenken ist jedoch, dass die Abstimmung stets eine Mehrheitsentscheidung ist. Sie sollte auf einem Konsens beruhen, muss aber keinen Konsens herbeiführen. Der Duden bietet folgende Konnotationen für den Begriff abstimmen an1 :

  1. durch Abgabe der Stimmen eine Entscheidung über etwas herbeiführen
  2. etwas in Einklang mit etwas bringen
  3. sich mit jemandem absprechen

Ich bin dafür

Hier soll die erste Bedeutung angesprochen sein, wo es um eine Stimmenabgabe geht. Dann ist die Abstimmung ein Verfahren zur Entscheidungsfindung, bei dem eine Gruppe von Menschen ihre Meinungen oder Präferenzen zu einem bestimmten Thema ausdrückt und eine gemeinsame Entscheidung trifft. Abstimmungen können in verschiedenen Kontexten stattfinden, wie zum Beispiel in politischen Versammlungen, Vereinen, Unternehmen oder auch in anderen Enstcheidungsfindungsprozessen, bei dem die Aufdeckung einer Mehrheitsmeinung und die Herbeiführung einer Mehrheitsentscheidung im Vordergrund steht. Die Mehrheitsentscheidung entspricht im Idealfall dem mehrheitlichen Willen.

Abstimmungsvarianten

Es gibt verschiedene Verfahren und Optionen, wie Abstimmungen durchgeführt werden können. Möglich sind offene Abstimmungen durch Handzeichen, oder durch Hammelsprung, namentliche Abstimmungen oder verdeckte Abstimmungen etwa durch Kärtchenabfrage. Es gibt verschiedene Methoden, wie eine Abstimmung durchgeführt werden kann:

  1. Einfache Mehrheit: Bei dieser Methode gewinnt die Option oder der Vorschlag, der die meisten Stimmen erhält. Es ist die grundlegendste Form der Abstimmung.
  2. Qualifizierte Mehrheit: Hier muss eine bestimmte Anzahl von Stimmen erreicht werden, um eine Entscheidung zu treffen. Beispielsweise könnte festgelegt sein, dass mindestens zwei Drittel der Stimmen für einen Vorschlag erforderlich sind.
  3. Relative Mehrheit: Die Option mit den meisten Stimmen gewinnt, unabhängig von der Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen. Diese Methode wird oft in politischen Wahlen verwendet.
  4. Absolute Mehrheit: Hier ist es erforderlich, dass eine Option mehr als 50% der gültigen Stimmen erhält, um zu gewinnen. Falls keine Option die absolute Mehrheit erreicht, kann eine Stichwahl oder eine weitere Runde der Abstimmung erforderlich sein.
  5. Geheime Abstimmung: Bei dieser Methode werden die Stimmen anonym abgegeben, um die Freiheit der Teilnehmer zu schützen, ihre Meinung ohne Druck auszudrücken.
  6. Offene Abstimmung: Hier werden die Stimmen öffentlich bekanntgegeben, entweder durch Handheben, Zurufen oder andere sichtbare Methoden.

Die Stimmenabgabe

Der Gegenstand der Abstimmung ist stets eine Problemstellung. Die logisch mögliche Stimme ist eine Zustimmung, Ablehung oder Enthaltung. Die Abstimmung ist - wie das nachfolgende scherzhaft gemeinte Video ausdrückt - ein formaler Willensbildungsprozess. Eine differenzierte Meinung, die weder ein klares Ja noch ein definitives Nein erlaubt, lässt sich auf diesem Weg nicht ausdrücken.

Dieses Youtube-Video weist auf Fehlerquellen und die Möglichkeit hin, wie Abstimmungen manipuliert werden können. Bei Abstimmungen ist die Fragestellung entscheidend. Ebenso kommt es darauf an, wie die Stimmen erhoben werden. In der Mediation, wo es auf einen Konsens ankommt, ist die Abstimmung stets das schlechteste Mittel der Wahl.'

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Was das bedeutet, erfahren Sie in der Datenschutzerklärung. Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter 5 Dinge, die du an Abstimmungen nicht tun solltest

Anonyme Abstimmung

Man mag unterstellen, dass eine anonyme Abstimmung die Ausübung der Meinungsfreiheit garantiert. Die Stimme muss keine Repressalien befürchten, wenn sie der Anonymität vertraut.

Gefahren bei der Abstimmung

Die Formulierung der Frage, über die abzustimmen ist, verbirgt Risiken, die bei Abstimmungen leider nicht immer erkannt werden. Ganz abgesehen davon, dass sie manipulativ sein kann, verfälscht sie das Ergebnis, wenn Vorbehalte unberücksichtigt bleiben und die und Konsequenzen unbekannt sind.

Beispiel 13272 - Ein KFZ-Hersteller befragt die Kunden: "Wollt Ihr schnellere Autos mit mehr PS?". Die Mehrheit antwortet "Ja". Der Konzern baut schnellere Autos mit mehr Motorleistung. Er musste feststellen, dass sie entgegen des Votums der Kunden nicht abgesetzt werden konnten. Würde der KFZ-Bauer die Kriterien für die Entscheidung mit in die Frage aufnehmen, wird das Ergebnis präziser. Die Umfrage könnte lauten: "Frage 1: Wollt Ihr schnellere Autos mit mehr PS? Frage 2: Auch dann, wenn sie mehr Benzin verbrauchen? ...".


Das Risiko lässt sich vermeiden, wenn die Abstimmung entweder nur die Kriterien (also nicht die Entscheidung) oder wenn sie den Widerstand erfasst. Diese Abfrage des Widerstandes erfolgt mit der Technik des systemischen Konsensierens.

Dieses Youtube-Video weist auf die Technik des systemischen Konsensierens hin. Sebastian Burkart erläutzert die Vorgehensweise und setzt sich mit den Vor- und Nachteilen auseinander.

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Was das bedeutet, erfahren Sie in der Datenschutzerklärung. Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter systemisches Konsensieren

Technische Unterstützung bei der Abstimmung

Inzwischen gibt es viele Programme, die eine Abstimmung unter allen denkbaren Umständen ermöglichen. Auch Wiki to Yes basiert auf einer Software, die Umfragen und Abstimmungen ermöglicht. Darüber hinaus gibt es beispielsweise das Menimeter oder Xoyondo, um nur zwei Beispiele zu nennen. Konventionell bietet sich die Kärtchenmethode an.

Bedeutung für die Mediation

Der Mediator sollte sich im Klaren darüber sein, dass die Herbeiführung einer Mehrheitsentscheidung nicht zwingend einen Konsens repräsentiert. Wenn die Mehrheitsentscheidung - aus der beratenen Sicht der Parteien - das approbate Mittel zur Lösungsfindung sein soll, muss der Mediator sich vergewissern, dass

  1. Konsens darüber besteht, dass es keine andere Möglichkeit gibt, die Lösung herbeizuführen
  2. Konsens über die Alternativen besteht unter denen zu entscheiden ist. Das bedeutet, dass jede Lösung konsensfähig sein muss (d.h., die Bereitschaft zur Unterwerfung liegt im Falle des Verlierens vor)
  3. Konsens über den Weg der Lösungsfindung besteht

Wichtig ist stets die Frage, ob die Entscheidungsreiufe vorliegt (dass also jede andere Form einen Konsens zu finden ausscheidet) und die Abstimmung offen oder anonym zu gestalten ist.

Bei bewertenden Abfragen (etwa durch Markierungen auf einer Liste), könnten die nachfolgenden Stimmen durch die Häufigkeit der bereits abgegebenen Stimmen manipuliert werden. Der Effekt kann durchaus erwünscht sein. Falls nicht, muss wieder auf ein anonymes Format zurückgegriffen werden.

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen

Bearbeitungsstand: 2024-02-29 00:04 / Version .

Alias: Abstimmen
Siehe auch: systemisches Konsensieren
Prüfvermerk: -


Based on work by Arthur Trossen und anonymous contributor und Bernard Sfez . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Donnerstag März 28, 2024 22:04:46 CET.

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